Bonn apart: Zum halben Preis

■ Studentenverbindung sucht professionellen Barkeeper

Herzlich willkommen Bundeskanzler Helmut Schmidt“, begrüßte ihn der Vorsitzende der Friedrich-Ebert-Stiftung, Holger Börner. Und dann ging es los. Der Altbundeskanzler stellt sein Buch vor: Die Deutschen und ihre Nachbarn. Schnell kommt er ins Schwadronieren. Die Lage im Osten sei ja wirklich „katastrophal“, da müsse endlich was getan werden. Mit erhobenem Zeigefinger, klar und deutlich sagt er dann: „Wir müssen Straßen bauen“, Schienenwege und Telefonnetze seien einzurichten. Und: „Adolf-Nazi hat's doch vorgemacht, daß so etwas geht.“

Im Anschluß an die Veranstaltung fragen sich die Journalisten gegenseitig, ob sie da richtig gehört haben. Er hat es wirklich so gesagt.

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Nach Parlamentspräsidentin Rita Süssmuth hat nun auch das Verkehrsministerium seinen Fuhrparkskandal. Der amtierende Minister Günther Krause ist allerdings aus dem Schneider: die Sache hatte sein Vorgänger im Ministerium für Verkehr der DDR, Horst Gibtner, eingefädelt. Um seinen Mitarbeitern und nicht zuletzt sich selbst „etwas Gutes zu tun“ (Zitat aus dem Bericht des Bundesrechnungshofs), verramschte Gibtner die Autos aus dem Fuhrpark des Ministeriums an seine engsten Mitarbeiter: zum halben Kaufpreis. Weil die Gelegenheit so günstig war, grabschte sich der Minister gleich selbst einen der Dienstwagen. Großzügig verweist der amtierende Verkehrsminister Krause heute gegenüber dem Rechnungshof auf die „Einkommensverhältnisse“ in der damaligen DDR und plädiert dafür, „die Angelegenheit nicht weiter zu verfolgen“.

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Nachklapp zum Thema der Woche: der Eierskandal. „Thierse verteidigt Eierwerfer“, „Renate Schmidt zeigt Verständnis“, „Juso-Chef Ralf Ludwig mit Eierwerfer soldidarisch“, so lauteten die Überschriften in den Zeitungen. SPD- Rechte und CDUler sprudelten vor Empörung um die Wette. Dabei hatte keineR der drei SPD-PolitikerInnen die Glibbergeschosse auf den Kanzler gutgeheißen. Sie hatten lediglich in ihren Stellungnahmen auf die verzweifelte Situation der arbeitslosen Jugendlichen im Osten hingewiesen. Juso Matthias Schipke — er hatte einen Eierwurf zugegeben — ist gestern einem Parteiordnungsverfahren zuvorgekommen und hat die Sozialdemokratische Partei Deutschlands freiwillig verlassen.

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Das ist schon süß: Da bittet die Katholische Deutsche Studentenverbindung Staufia uns, das Bonner taz-Büro, um „Unterstützung“ für ihre „Cocktailparty“. Begründung: „Es ist einsichtig, daß eine studentische Verbindung sich in erster Linie an den (ja, ja das Problem mit dem Dativ) bei diesen Veranstaltungen stets anzutreffenden exklusiven Charakter orientiert.“ Liebe Katholische Deutsche Studentenverbindung, wendet Euch wegen des „professionellen Barkeepers“ doch mal an Herrn Meisner, Köln, oder an die Herren Ratzinger und Woityla, beide Rom, die haben's doch dicke — anstatt die arme taz anzupumpen... Tina Stadlmayer