Sport und Hormone

■ Übermäßiges Leistungstraining beeinflußt Monatszyklus und Fruchtbarkeit

Was kann Sport für den Zyklus einer Frau bedeuten? Christiane Frantzen, die Leiterin der geburtshilflichen Abteilung des St. Joseph-Stiftes, versuchte, Sportvereinsaktiven und Übungsleiterinnen beim Kreissportbund mit einem Vortrag Antwort zu geben.

Frantzen klärt auf: Bis zu ihrem 8. Lebensjahr sind bei Mädchen und Jungen die Leistungen (gemessen in 1.500 Meter-Läufen) gleich. Doch mit zunehmender Geschlechtsreife ändert sich das: Der Schwerpunkt der Mädchen verschiebt sich Richtung Hüften, und wenn der Fettgewebe-Anteil ihres Körpers 17 Prozent erreicht hat, wird damit dem Körper das erste Signal zur Periodenblutung gegeben.

„Fett ist neben den Eierstöcken das zweite Depot für die Hormonproduktion“, sagt Christiane Frantzen und die Frauen blicken verstohlen nach ihren Rundungen. Treiben die Mädchen aber übermäßigen Sport, wie Ballettanzen oder Langstreckenlaufen, bei dem sie das Östrogenproduzierende Fett unter diese Grenze reduzieren, bleibt ihre Monatsblutung ganz aus oder verschiebt sich um bis zu fünf Jahren.

Christiane Frantzen nennt erschreckende Zahlen: 15 % der Spitzensportlerinnen haben gar keine Blutungen, 30 % nur irreguläre. Werte, die dreimal höher sind als bei der Normalbevölkerung.

Generell brauche der Körper jedoch 22 Prozent Fettanteil in seinem Gewebe, damit die Eisprünge regelmäßig stattfinden. Als keineswegs zufälliges Phänomen beschrieb es die Gynäkologin dann auch, daß unter den Leistungssportlerinnen viele magersüchtig seien, bzw. daß Magersüchtige sich extrem trainingsintensive Sportarten suchen. „Für diese hyperaktiven Frauen müssen Sportwarte ihren Blick schärfen“, forderte sie.

Langzeittraining kann aber auch zu einer Gelbkörperschwäche führen: Dann haben die Sportlerinnen zwar ihre Periode, sind aber nicht fruchtbar. In den Eierstöcken dieser Frauen funktioniert zwar die Östrogenproduktion, die über Wachstumsreize die Schleimhaut in der Gebärmutter aufbaut. Sie entwikkeln allerdings kein Gelbkörperhormon, das dem gegensteuert und zur „Abbruchblutung“ führt. „Diese Frauen können sich durch die Pille helfen“, meint die Gynäkologin. Und warnt: Wird das Gelbkörperhormon nicht verabreicht, kann der permanente Wachstumsreiz, den das Östrogen verursacht, auch zu „unkontrolliertem Wachstum“, sprich: zu Gebärmutterkörperkrebs, führen.

Deshalb auch empfiehlt Dr. Frantzen den Frauen, die mit Hormonpräparaten ihre Wechseljahre-Beschwerden lindern wollen und die ihre Gebärmutter noch haben, keinesfalls ausschließlich Östrogen zu nehmen, sondern immer eine „Kombinationsersatzbehandlung“ durchzuführen (“Zwei-Phasen-Pille“).

Damit war Frau Dr. Frantzen bei dem Thema angelangt, das ihren Zuhörerinnen am ehesten am Herzen lag: Sport und das Klimakterium, Sport und Osteoporose. Auch hier riet die Professorin: regelmäßige Bewegung schadet nicht. Mit sportlichem Training und calziumreicher Ernährung lasse sich dem verstärkten Knochenabbau, wie er nach den Wechseljahren durch die ausbleibende Hormonproduktion eintritt, entgegenwirken. Hier seien die Sportvereine gefragt, die Frau um 50 anzusprechen.

Und noch etwas wollte Christiane Frantzen den Übungsleiterinnen und Müttern mit auf den Weg geben: Kein Mädchen müsse vom Schulsport entschuldigt werden, nur weil es seine Monatsblutung habe. Bewegung entkrampft und lindert die Beschwerden. „Das muß man den Müttern sagen, daß sie ihrem Kind ordentlich Steine in den Weg legen, wenn sie es so vorpolen.“ ra