Zum Nachteil der politischen Emanzipation-betr.: "Grüne: Erleichterung und Achselzucken", taz vom 15.5.91

betr.: „Grüne: Erleichterung und Achselzucken“, taz vom 15.5.91

Volmers Beschwörung der gemeinsamen Grundposition der „noch Grünen“ und die Androhung der „Frankfurter Römer“, in Zukunft „auf andere Menschen zuzugehen“ — (vielleicht den Mittelstand?), ist das Resultat einer vom Parlamentarismus ausgesaugten Partei.

„Schloß Frankenstein“ ist kein effektives Forum für öko-soziale Emanzipation. Wie eine Mühle zermahlt es den Widerstand der BürgerInnen dieses Landes und verhindert die Entstehung von hierarchiefreien Diskursen, Parteien und Gesellschaftsmodellen.

Das Endprodukt ist der politisch reduzierte und deformierte Mensch — der nach diesem Vorgang durch die Lande zieht und seinen Bewohnern die ihnen zugefügte „Behandlung“ als sinnvolle Bereicherung verkaufen will. Als Beweis für seine „erfolgreiche“ Veredelung — weist er darauf hin, daß die Medien seine Veränderung entsprechend zu würdigen wissen, sich um ihn reißen und ihn wichtig finden. Er verschweigt, daß er mit seiner Identität bezahlt hat und das seine neue Welt nur noch aus Papieren, Begriffen, Statistiken und Mikrophonen besteht. [...]

Da er gegen seine biologischen Wurzeln handelt und ihm eine gesunde soziale Koppelung mit seinen Mitmenschen nicht mehr gelingt, hält er sich überwiegend unter Seinesgleichen auf und kommt zu der Erkenntnis, daß die Basis doof ist. Statt Gesicht — Fassade, statt Widerstand und Emanzipation — Angepaßtheit und Rückschritt. Verliert ein Mensch seine kritische Struktur, bleibt nur noch der hohle Rest. Ist das die Grundposition der „noch Grünen“? Horst Müller, „Ökologische Linke/Alternative Liste