Gazzas mad moment

■ Großbritanniens Fußballstar und zweitliebster Brite nach der Queen treibt Knie und Klub ins Verderben

Dublin (taz) — Englands Mittelfeldklotz Paul Gascoigne hat seinen Klub Tottenham Hotspurs mit einem Tritt vor das Konkursgericht befördert. Als er im englischen Pokalfinale am Samstag seinen Gegenspieler Gary Charles von Nottingham Forest im Stile eines Thai-Boxers attackierte, ruinierte er dabei nicht nur seine Bänder im Knie, sondern auch seinen geplanten Wechsel zu Lazio Rom. Noch hält Rom zwar am Wechsel fest, doch vor nächstem Jahr wir der Transfer keinesfalls stattfinden. Doch der sollte den Verein sanieren: Tottenham schuldet der Midland Bank 36 Millionen Mark, die am Monatsende fällig werden. Lazio war bereit, acht Millionen Pfund für Gascoigne hinzublättern, was diesen offenbar so verwirrte, daß ihn der Teufel ritt. Bereits in der ersten Minute verpaßte er seinem Nationalmannschaftskollegen Garry Parker einen Fußtritt vor die Brust, der selbst Englands zahnloser Fußballsense Nobby Stiles peinlich gewesen wäre.

Zwar gewannen die Heißsporne auch ohne ihren Startreter das Pokalfinale mit 2:1 in der Verlängerung, doch was nützt ihnen die Teilnahme am Europapokal, wenn die Mannschaft vorher verkauft werden muß? Die ist nämlich nur vier Millionen Pfund wert. Wäre „Gazza“, wie der Hitzkopf in ganz England genannt wird, zum Sportinvaliden erklärt worden, hätte Tottenham fünf Millionen Pfund von der Versicherung kassieren können. Doch der Arzt, der Gazza noch am Samstag operiert hatte, machte auch diese Hoffnung zunichte: „Die Operation war ein voller Erfolg“, sprach Dr. Hiob. „1992 kann er wahrscheinlich wieder spielen.“

Ob es den Klub dann noch gibt, ist fraglich. Hinter den Kulissen wird zur Zeit fieberhaft an einem plausiblen Vorschlag gearbeitet, der Bank davon überzeugen soll, daß eine Millionen-Investition in die AG Tottenham Hotspurs eine schlaue Idee sei. Doch der „moment of madness“ des Gazza Gascoine hat die Aktien in den Keller fallen lassen. Ralf Sotscheck