Quallen, Ratten und Astronauten

■ Die 41. Shuttle-Mission soll ausschließlich der medizinischen Forschung dienen

Cape Canaveral (dpa/taz) — Die Auswirkungen der Schwerelosigkeit auf den menschlichen Organismus stehen im Mittelpunkt eines neuntägigen Fluges, zu dem die amerikanische Raumfähre „Columbia“ am Mittwoch von Cape Canaveral in Florida starten soll. An Bord des 41. Shuttle-Fluges, der ausschließlich der medizinischen Forschung dient, sind sieben Astronauten, 30 Ratten und 2.478 winzige Quallen sowie das von den Europäern entwickelte Raumlabor.

Zwar gibt es inzwischen eine Menge Erkenntnisse, wie sich die Schwerelosigkeit im Weltraum auf den Menschen, seine Knochen, Muskeln und Zellen auswirkt. Aber die Erfahrungen reichen noch nicht aus, um viele Erscheinungen, zum Beispiel die oft beobachtete Übelkeit im All, zu erklären. Auch für die gesundheitlichen Probleme bei Langzeitaufenthalten auf der geplanten Raumstation oder mehrjährigen Mars-Expeditionen suchen die Mediziner noch nach Antworten.

Unter den Astronauten sind zwei praktische Ärzte, ein Herzspezialist und ein Experte für Zellwachstum. Sie haben ein umfangreiches Programm mit Selbstversuchen und Tests bei ihren Kollegen vor sich.

Für Herzspezialist Andrew Gaffney beginnt die „Arbeit“ mit dem Zünden der Startraketen. Er trägt einen Katheter in seiner Brust. Zum ersten Mal will die Raumfahrtbehörde Nasa auf diese Weise messen, wie das Herzmuskelsystem auf die ungeheure Belastung während des zehnminütigen Aufstiegs der Fähre in den Weltraum und die beginnende Schwerelosigkeit reagiert.

Die Astronauten — drei Frauen und vier Männer — müssen außerdem die Ratten beobachten, die nach der Rückkehr zur Erde seziert werden, um zu prüfen, wie die Schwerelosigkeit auf Muskeln, Zellen und Knochen wirkte. Aus dem Verhalten der Quallen erhoffen sich die Forscher Aufschlüsse, wie das innere Ohr des Menschen in der Schwerelosigkeit reagiert. Quallen haben ein ähnliches System, um sich im Meer zu orientieren. Ihretwegen hat die Nasa nur zwei Tage Zeit, die Fähre auf die Reise zu schicken. Danach müßten die Tiere ersetzt werden.

„Columbia“ soll am Mittwoch zum dritten Shuttle-Flug innerhalb von nur 47 Tagen — in so rascher Folge waren Raumfähren noch nie gestartet — um 14.00 MEZ starten. Kommandant Brayan O'Connor (44), Pilot Sidney Gutierrez (39), Flugingenieurin Tamara Jernigan (32) und die Mediziner James Bagian (39) und Margaret Thea Seddon (43) sind Berufsastronauten. Millie Hughes-Fullford (45) und Andrew Gaffney (44) kommen aus der zivilen wissenschaftlichen Forschung.