Größere Angst vor Wildschweinen

■ Achtung Urlauber in der Mark Brandenburg: Zelten in Hohenselchow ist kein Vergnügen/ Skinheads

Berlin. So hatten sich Alexander D., Holger L., Thorsten W. und Sebastian B. ihren ersten Ausflug „raus aus Berlin“ ins Umland zu Pfingsten nicht vorgestellt. Zumindest haben sie nicht damit gerechnet, in Hohenselchow eine Spezie von Skinheads mit maurischem Kriegswerkzeug anzutreffen, die ihnen das Zeltvergnügen am See vergällen sollte.

Alexander hat Verwandte im Osten. Von deren Anwesen im benannten mark-brandenburgischen Dorf etwa 200 Meter entfernt schlugen die vier Camper ihre zwei Leinwandhütten am See auf, mit amtlicher Genehmigung des Bürgermeisters, versteht sich. Ein ganz normaler Vorgang. Nicht aber für die Skinhead-Gang, die an jenem Samstag um 21.30 Uhr die Zelte umstellte und die für sie unerwünschten Besucher mit animalischen Drohgebärden wie „Kommt raus, ihr Punker, hier zeltet keiner ungestraft“ vom Platz zu verweisen gedachte. Die Flucht war folgerichtig, da drei Skins sich bereits daran machten, mit Macheten, die nach Auskunft Ortskundiger von einer Klassenfahrt nach Spanien stammen, aufzuschlitzen begannen. „Einer von denen war tierisch dick, hatte kurze Haare, trug dunkle Klamotten, ,Y‘-Jacke und Stiefel“, erzählt Thorsten. Die Omnipotenz der Skintruppe im Dorf scheint total, selbst Alexanders Vater und sein Bekannter hatten dann in der Dorfkneipe „Zur Linde“ keine Lust auf eine Keilerei mit den Skins, als sie jene wegen der Sachbeschädigung und der Messerbedroherei zur Rede stellen wollten. „Eigentlich hatten wir mehr Angst vor Wildschweinen“, meint Sebastian. Im Dorf hat auch keiner so rechte Lust, sich mit dem „Phänomen“ zu befassen, obwohl die Skins jeder mit Namen kennt. Tja, da staunen so manche, was wir alles auszubrüten in der Lage waren. abc