„Die Führung sagt, wo's langgeht“

■ Bremer IG-Metall feiert ihr 100jähriges Bestehen / Für Jugendliche unattraktiv

1891 waren es nicht mehr als 70 Bremer Klempner, die dem Metallarbeiterverband beitraten. Heute sind 42.723 MetallarbeiterInnen in der IG-Metall Bremen organisiert. Die IG-Metall wird 100, ein Grund, vom 10. bis 16. Juni ausgiebig zu feiern (siehe das Programm im untenstehenden Kasten).

„Wie jung ist die IG-Metall“ wirklich?“, heißt der Untertitel der Jubiläumsveranstaltung und deutet eines der Hauptprobleme der Organisation an. Nur 16 Prozent der Mitglieder sind unter 24, viele Funktionärsposten sind von älteren Herren besetzt und die Jugend will nicht so recht nachrücken. „Die jungen Leute, die gerade erst von der Schule kommen und eine Ausbildung beginnen, sind leider sehr unpolitisch“, ist die Erfahrung von Gert Borrmann, zweiter Bevollmächtigter der IGM-Verwaltungsstelle Bremen. „Mit Gewerkschaft oder Politik wollen die nichts zu tun haben.“

Einer der Gründe, so Borrmann, sei, daß es in den Betrieben immer weniger Auszubildende gebe. Ein anderer: Die Gewerkschaft könne auch beim besten Willen nicht mit der allgemeinen Freizeitgesellschaft konkurrieren. Und schließlich könnten sich viele nicht mit den bestehenden, verkrusteten Strukturen anfreunden.

„Wir bemühen uns zwar etwas zu verändern, aber wir sind noch immer nicht so offen, daß jedes Mitglied einfach kommen und irgendwas machen kann“, sagt Borrmann, „das geht nur in den vorhandenen Gremien, wie Frauen-, Ausländer- oder Jugendausschuß. Das ist natürlich nicht besonders attraktiv, aber ein Problem, das alle Massenorganisationen haben“. Die Gewerkschaft sei eben auch heute vor allem eine Funktionärsorganisation, „in der die Führung sagt, wo es langgeht“. „Das hat ja auch über Jahre hinweg gut funktioniert,“ findet Borrmann.

Zwei Versuche, möglichst bald zu mehr Offenheit in den eigenen Reihen zu kommen, sollen noch kurz vor dem Festprogramm gestartet werden. Am 25. Mai findet ab 10 Uhr in der Angestelltenkammer eine Mitgliederkonferenz zum Thema „Auto, Verkehr, Umwelt“ statt. Unter anderem soll über das eigene Verhältnis zum Auto diskutiert werden. Am 31. Mai ist im BITZ ab 10.30 Uhr eine Talk-Show über Rüstungskonversion geplant. bz