PDS-Chef Adolphi war ein Stasi-Mann

■ Der Parteichef war 14 Jahre lang inoffizieller Mitarbeiter der Stasi/ Vorerst keine persönlichen Konsequenzen

Berlin. Der Berliner PDS-Vorsitzende Wolfram Adolphi hat von 1975 bis 1989 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM) für das Ministerium für Staatssicherheit gearbeitet. Dieses Bekenntnis will Adolphi, der eine Stasi-Mitarbeit bisher bestritten hatte, in der heute erscheinenden Ausgabe der PDS-Zeitung 'Berliner Linke‘ ablegen. Er glaube nicht, daß er mit seiner Stasi-Mitarbeit Menschen geschadet habe, sagte der PDS-Chef gestern der taz.

Adolphi war als Wissenschaftler an der Asienwissenschaftlichen Sektion der Humboldt-Universität tätig. Von 1980 bis 1985 arbeitete der heutige PDS-Chef als Zeitungskorrespondent in Japan, von 1987 bis 1988 weilte er für Forschungsarbeiten in China. Während dieser Zeit, so Adolphi, habe er Berichte an die Hauptverwaltung Aufklärung der Staatssicherheit geliefert, die für die Auslandsspionage zuständig war. Die Niederlegung seines Abgeordnetenmandats und seines Parteiamtes, faßt der Politiker nach eigenen Worten »gegenwärtig nicht ins Auge«. Dies hänge auch von der Meinungsbildung seiner Partei ab sowie von der Umgehensweise des Abgeordnetenhauses mit dem Thema Stasi. Vergangene Woche hatte der FDP-Abgeordnete Hans- Peter Wolf sein Mandat niedergelegt, nachdem seine Stasi-Mitarbeit publik geworden war.

Während die CDU davon ausgeht, daß alle ihre 101 Abgeordneten freiwillig ihre Überprüfung auf eine mögliche Stasi-Mitarbeit beantragen, gibt es in der SPD-Fraktion nach wie vor einige Westberliner, die sich nicht überprüfen lassen wollen. Das räumte SPD-Fraktionschef Staffelt gestern ein. Das Landesparlament will sich heute in einer aktuellen Stunde mit dem Stasi-Erbe befassen. Außerdem steht der CDU/SPD- Antrag auf Einsetzung eines Ehrenrats zur Stasi-Überprüfung zur Abstimmung. Die Oppositionsforderung nach einem Untersuchungsausschuß wollen die Regierungsparteien vertagen. hmt