Banker als „Finanziers des Todes“

Kritische AktionärInnen contra Deutsche Bank auf der heutigen Hauptversammlung  ■ Aus Hamburg Günesch Kale

Gestern, Katholische Akademie in Hamburg: Fünf JournalistInnen sitzen fünf kritischen AktionärInnen der Deutschen Bank gegenüber. Das Thema „Deutsche Bank — Finanzier von Krieg und Unterdrückung“ interessiert die Hamburger Medien nicht. Dabei findet heute im Hamburger Kongreßzentrum die alljährliche Hauptversammlung statt. Zum sechsten Mal seit ihrer Existenz wollen die kritischen AktionärInnen dieses Forum nutzen, um vor den 2.000 Anteilseignern das Finanzgebaren dieses größten Wirtschaftsimperiums der Bundesrepublik moralisch zu hinterfragen.

Die rund 70 Mitglieder wollen den Vorstand auch dieses Mal nicht von der Verantwortung entlasten. „Die Deutsche Bank hat im Geschäftsjahr 1990 weder durch umfangreiche Schuldenstreichungen in die Finanzmisere der Entwicklungsländer eingegriffen, noch einen Beitrag zur Verhinderung des Golfkrieges geleistet. In ihrer Funktion als Hausbank und Hauptaktionärin von Daimler Benz (28,37 Prozent, Anm. d. Red.) hat sie legale und illegale Rüstungsexporte an den Irak mitfinanziert.“

Arno Gottschalk, der sich sich seit Jahren kritisch mit der Großbank befaßt, schätzt, daß die Deutsche Bank als „Finanzier des Todes“ mindestens ein Viertel aller deutschen Rüstungsexporte möglich macht. Beweise gebe es kaum, da der Vorstand keine Fakten auf den Tisch lege. Darüberhinaus sei die Deutsche Bank Hausbank und manchmal Großaktionär auch anderer wichtiger Rüstungsproduzenten.

Die Frage, die die Kritischen heute vom Vorstand beantwortet haben wollen: „Kann die Deutsche Bank dementieren, daß sie an Rüstungsexporten beteiligt ist?“ Ring frei zur sechsten Runde von David gegen Goliath: David weiß schon vorher, daß seine Anträge abgeschmettert werden, hält er mit 1.000 doch nur eine Promillzahl der 305.000 Stimmen. Doch der kritische Aktionär Klaus Milke sagt: „Uns ist wichtig, einen Bewußtseinswandel mit in Gang zu setzen. Da helfen auch kleine Nadelstiche.“