BMW setzt auf die Bahn

■ Neuwagen und Bauteile mit Logistikzügen von München nach Düsseldorf

München (afp/taz) — Der bayrische Automobilhersteller BMW möchte künftig den Transport von Neufahrzeugen sowie die Teilezulieferung verstärkt auf der Schiene abwickeln, um so den Straßenverkehr zu entlasten. Wie das Unternehmen gestern in München mitteilte, wird bereits Anfang Juni ein Pilotprojekt „Pendelzug“ gestartet, an dem auch Ford sowie die jüngste Bundesbahntochter ATG Autotransportlogistic GmbH beteiligt sind.

Das Projekt sieht den regelmäßigen Transport von Neufahrzeugen vom Vertriebszentrum Garching bei München nach Nievenheim bei Düsseldorf vor. Erst von dort aus werden die Autos per Lkw zu den Händlern im Rhein-Ruhr-Gebiet und in den Benelux-Ländern gebracht. Im Gegenzug nutzt man die entladenen Waggons zum Transport von Ford- Automobilen nach Süddeutschland.

Wie BMW weiter mitteilte, lassen sich nach diesem Prinzip die Auto- Transportkapazitäten der Bahn optimal ausnutzen. Nach dem gegenwärtigen System habe die Bahn etwa 40 Prozent unrentabler Leerfahrten verbucht. Die Zeit für den Transport vom Werk zum Einzelhändler reduziere sich überdies um einen Tag. Sollte sich das zunächst auf sechs Monate befristete Projekt bewähren, rechnet BMW bei der Fahrzeugdistribution mit Kostensenkungen von 10 bis 15 Prozent.

Einen Beitrag zur Reduzierung der Verkehrsbelastung in den Alpen soll nach Firmenangaben das Projekt „Alpentransit“ leisten, das bereits im April angelaufen ist. Es sieht die Verlagerung von 80 Prozent aller Transporte der italienischen Zuliefererindustrie für die bayerischen BMW-Werke auf die Schiene vor. Im Gegenzug werden sämtliche Ersatzteile sowie 60 Prozent aller nach Italien gehenden Neufahrzeuge mit der Bahn angeliefert. Laut BMW kostet die Bahnverladung etwa 400.000 Mark mehr im Jahr als der Lkw- Transport. Mittelfristig lasse sich dieser Mehraufwand aber durch die Einbindung weiterer deutscher Fahrzeughersteller in die Transportkette sowie durch eine bessere Materialsteuerung wieder ausgleichen.

Die Bundesbahntochter kündigte in Mainz an, im Betriebsjahr 1991/1992 insgesamt 51 solcher Logistikzüge für die deutsche Automobilindustrie laufen lassen. Die Zahl der Züge sei in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen, hieß es in Mainz. Bedient werden dabei nach Angaben der Bundesbahner alle großen bundesdeutschen Autofirmen. Auch für anderen Branchen habe die Bahn eine Reihe von Logistikzügen eingerichtet. Ursache für das wachsende Geschäft sei vor allem die „Just-in-time“-Produktion der Industrie, die mit ihrer reduzierten Lagerhaltung auf eine verläßliche und absolut pünktliche Versorgung mit Zulieferungen angewiesen sei. ten