: Nachgefragt: Kommt eine Insektenplage?
NACHGEFRAGT
Kommt eine Insektenplage?
Der kalte Mai hat bei vielen Naturfreunden Zweifel ausgelöst. Wird es in diesem Jahr eine Insektenplage geben? Oder werden, ganz im Gegenteil, die meisten der Kleintiere zugrundegehen? Für Bauern und deren Spritzaktionen ein teures Thema. Doch der Bremer Zoologe Hans- Konrad Nettmann vom Fachbereich Biologie der Universität rechnet — kalter Mai hin, Frühlings-Frost her — damit, daß 1991 ein ganz normales Jahr wird:
Hans-Konrad Nettmann : Es wird höchstens zu Entwicklungsverzögerungen bei einigen Insekten kommen, das hängt aber von den Larven ab.
Beispiele?
Die Entwicklung der Stechmücke kann sich länger hinziehen. Die legen ja schon im März ihre Larven in die Gewässer. Dadurch, daß es kühl ist, zieht sich die Entwicklung länger hin und werden viele Larven vorher gefressen. Andererseits ist es zur Zeit nicht nur kalt sondern auch feucht, was die Vermehrung fördert.
Dann gibt es noch Insektenarten, deren Larvenzeit mehrere Jahre dauert, z.B. beim Maikäfer. Wieviele es in diesem Jahr gibt, hängt von der Menge der Weibchen ab, die vor drei Jahren Eier gelegt haben und nicht vom diesjährigen Mai-Wetter
Und bei Rapskäfern?
Da hat man den Eindruck, es seien weniger. Das kommt aber nur daher, daß die Rapskäfer bei kühlem Wetter schlechter fliegen. In Wirklichkeit ist die Anzahl die gleiche geblieben.
Und Blattläuse?
Blattläuse könnte es weniger geben als gewöhnlich. Normalerweise legen sie drei- oder viermal pro Jahr ihre Eier, das wird sich bei der jetzigen Witterung auf ein- oder zweimal reduzieren.
Wie kommt es zu der Sorge um die Insektenvermehrung?
Plagen sind eine sehr subjektive Sache. Wenn man besonders auf ein Phänomen achtet, scheint es sich meistens zu bestätigen, z.B. bei Mücken. Plötzlich hat man das Gefühl, öfter gestochen zu werden. bz
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