Europäisches Medieninstitut

Das bislang an der Universität von Manchester angesiedelte „Europäische Medieninstitut“ wird im Frühherbst dieses Jahres nach Düsseldorf umziehen. Dies gab Wolfgang Clement, Chef der nordrhein-westfälischen Staatskanzlei, am Mittwoch der Presse bekannt.

Der Beirat des Instituts — ein Gremium von 40 Persönlichkeiten aus zwölf europäischen Ländern — hat vor wenigen Tagen den Umzug an den Rhein beschlossen. Nach Einschätzung von Clement war es insbesondere die Politik der britischen Regierung, die das Institut zu einem Umzug veranlaßt habe. Sie habe die Position vertreten, daß das Institut wie ein Geschäftsbetrieb zu führen sei, und deshalb sei in den vergangenen Jahren die finanziellen Förderungen aus öffentlichen Mitteln immer weiter zurückgefahren worden.

Die Landesregierung Nordrhein- Westfalen garantiert dem Institut langfristig eine Sockelfinanzierung von 40 Prozent seines Jahresetats. Allein für 1991 sind im Haushalt des Landes 1,5 Mio. DM Zuschuß für das Europäische Medieninstitut vorgesehen. Für die kommenden Jahre erwartet Clement einen Zuschußbedarf zwischen 1,4 und 2,2 Millionen DM.

Für Irritationen unter Experten sorgte die Entscheidung für den Standort Düsseldorf. Statt eine Angliederung an eine der drei Universitäten mit Publizistik- bzw. Journalistik-Studiengang in Münster, Bochum oder Dortmund, soll das Institut nun im Düsseldorfer Hafen untergebracht werden. Dort entsteht in direkter Nachbarschaft zum neuen Landtag und dem neuen WDR-Landesstudio ein größeres Medienzentrum mit privaten Produktionsunternehmen. Im Bereich der Medienforschung ist Düsseldorf dagegen eher unterbelichtet. Immerhin wies Wolfgang Clement in seiner Pressekonferenz deutlich auf die Ziele des „Europäischen Medieninstituts“ hin, die unter anderem darin bestehen, „ein Forum zur Diskussion von Medienzielen und Medienpolitik für Vertreter der Öffentlichkeit“ zu schaffen und „eine entsprechende Medienpolitk für Europa“. Ob das „Europäische Medieninstitut“ im Schatten der Düsseldorfer Staatskanzlei „Forschungslabor und Consultingbetrieb, Kommunikationsforum und Ideenbörse für die Medien in Europa“ (Clement) bleiben wird, muß sich zeigen.

Jürgen Bischoff