Spekulanten blockieren das Leipziger Herzzentrum

■ Direktor der Klinik: „Skandal auf Kosten der Patienten“

Leipzig. Von Spekulanten hochgetriebene Bodenpreise verzögern den für Juli vorgesehenen Baubeginn des Leipziger Herzzentrums am südöstlichen Stadtrand.

Bereits im Dezember 1990 gaben die Stadtverordneten grünes Licht für das Zentrum, eines der größten in Deutschland. Über 300 Millionen Mark wollte die Rhön-Klinikum AG (Bad Neustadt) dafür in ein 300 Hektar großes Gelände in der Nähe der Russenstraße investieren, ist jetzt aber durch die Bodenpreisentwicklung ins Schleudern gekommen. Prof. Dr. Karl-Friedrich Lindenau, Direktor der 30 Jahre alten Leipziger Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie, bezeichnete die Bodenspekulation durch „ominöse Leute“ „als Skandal auf Kosten der Patienten“. Mit dem neuen Klinikum seien 2.300 Betten, sechs Operationssäle und 60 Intensivtherapieplätze verbunden. 3.000 Operationen mit der Herz- Lungen-Maschine könnten dann dort jährlich ausgeführt werden. Der Bedarf für die Region Sachsen liege jährlich bei etwa 5.000 solcher Eingriffe. Mit drei Herzkatheter-Arbeitsplätzen könne die Anzahl der Diagnosen erheblich erhöht werden. Der Freistaat Sachsen hat nur zwei solcher Plätze, in Leipzig und in Dresden. Prof. Lindenau hofft, das Vorhaben bis September „in der Reihe zu haben“. Sein Herzzentrum ist 1961 als erste selbständige Klinik dieser Art in Deutschland eingerichtet worden. Seit 1984 sind hier allein 5.000 Operationen mit der Herz- Lungen-Maschine durchgeführt worden. Besonderen Ruf hat sich die Klinik durch Operationen an der Herzkammer erworben. Zwar habe die Klinik bei den 5.000 Operationen eine relativ geringe Sterbequote von 4,1 Prozent gehabt, doch ginge der Kampf weiter um jeden Patienten, unterstrich Prof. Lindenau. Inzwischen sei international die Komplikationsrate in der Herzchirurgie geringer als bei der allgemeinen Chirurgie.

Ärzte und Schwestern „seiner“ Klinik seien hoch motiviert und dieser bis auf wenige auch nach der Wende treu geblieben. In Deutschland gibt es über 45 Herzzentren, sechs im östlichen Teil. In Leipzig soll der „Stammtisch deutscher Herzchirurgen“ Tradition werden, der am 24. und 25. Mai zum zweiten Mal stattfindet. Im „Auerbachs Keller“, so Prof. Lindenau, wollen sich die Experten über Risiken der Herzchirurgie verständigen, was offizielle Kongresse nicht vordergründig behandeln. adn