Synagoge wird Warendepot

■ Das Steglitzer Wolfenstein-Haus steht seit Jahren unter Denkmalschutz/ Eigentümer will das Gebäude jetzt in Kommerzdepot umfunktionieren

Berlin. Die ehemalige Synagoge im Herzen von Steglitz soll künftig zu einem kommerziellen Lagerraum umfunktioniert werden. Die Wolfenstein-Synagoge, die 1897 auf dem hinteren Grundstück der Düppelstraße 41 errichtet wurde, steht seit einigen Jahren unter Denkmalschutz. Eigentümer Hanns-Peter Nothelfer will das Gebäude nach der Restaurierung dennoch zu kommerziellen Zwecken nutzen. Dagegen hat jetzt die »Initiative zum Erhalt des Hauses Wolfenstein« protestiert.

Nach heutigem Erkenntnisstand hat es vor dem Zweiten Weltkrieg rund 80 Synagogen dieser Art gegeben. Die Wolfenstein-Synagoge ist eine der beiden Privat- und Vereinssynagogen, die bis heute erhalten blieben. Der Jude Moses Wolfenstein war es, der Ende des letzten Jahrhunderts ein auf diesem Grundstück stehendes Stallgebäude zur Synagoge umbauen ließ. Das jüdische Gotteshaus wurde daraufhin vierzig Jahre vom jüdischen Religionsverein in Steglitz genutzt, bis es am 10. November 1938, einen Tag nach der Reichspogromnacht, von den Nazis verwüstet und geplündert wurde. Während des Krieges brannte die Synagoge aus, wurde jedoch danach wiederaufgebaut.

Nach Auskunft des zuständigen Denkmalpflegers Kurt Eckert ist das Gebäude danach immer zweckentfremdet genutzt worden. Es habe weder baugeschichtliche noch künstlerische Bedeutung, sei jedoch »gerade in seiner Armseligkeit sehr aussagekräftig«. Aus landes- und sozialgeschichtlichen Gründen wurde das Haus vor einigen Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Nach Ansicht von Ulrich Christians von der Initiative zum Erhalt des Hauses Wolfenstein müsse nun auch die Synagoge als solche erhalten bleiben, »nicht als sakrales Gebäude, aber als Gedenkstätte«. Auch das Portal mit den von zwei Löwenköpfen umrahmten zehn Geboten sei kunsthistorisch »durchaus interessant«.

Mit der Idee der Initiative kann sich Eigentümer Nothelfer jedoch nicht anfreunden. Er müsse schließlich auch die Restaurierung des Gebäudes bezahlen, erklärte er gestern gegenüber der taz. Auf die Frage, was er danach mit dem Gebäude vorhabe, sagte er: »Kein Kommentar.« Für Ulrich Christians von der Initiative Haus Wolfenstein ist das Verhalten Nothelfers reichlich empörend. Denn gerade jetzt hatte die Initiative eine Kampagne gestartet, um Geldgeber für die notwendige Restaurierung des Gebäudes aufzutreiben. »Es stand überhaupt nicht in Frage, daß wir diese Sponsoren auch gefunden hätten.«

Auch die Frage der Miete sei nach jahrelangem hin und her endlich geklärt gewesen. Sowohl die Initiative selbst wie auch das Bezirksamt wollten einen Teil dazu beitragen. Der Rest wäre laut Christians durch eine Sprachschule finanziert worden, die in dem Gebäude osteuropäische Aussiedler unterrichten wollte.

Denkmalpfleger Eckert sieht jedoch keine Möglichkeit, den Wunsch der Initiative zu unterstützen. Die Baudenkmalschutzbehörde könne dem Eigentümer nicht vorschreiben, was er mit dem Gebäude macht, sondern nur prüfen, ob »die Nutzung des Gebäudes seine Eigenschaft als Baudenkmal beeinträchtigt«. Der Eigentümer müsse den Denkmalschutz respektieren — und das täte er auch. maz