SONNTAG: Salute to Jack Lemmon / Moby Dick / Kanal 4 Extempore / Fra Diavolo

SALUTE TO JACK LEMMON

1988 bekam der Schauspieler Jack Lemmon vom American Film Institute den „Lifetime Achievement Award“ überreicht, eine seltene Ehrung, die vor ihm gerade mal sechzehn Kollegen, darunter Zelebritäten wie Orson Welles, Sir Alfred Hitchcock oder Bette Davis, zuteil geworden war. Der Harvard-Absolvent Lemmon begann seine Karriere ganz unten: als „piano player“ in New Yorker Bierstuben. Erste Sprechrollen erhielt er beim Radio und wechselte von dort zum Fernsehen, wo er als Schauspieler und Produzent für die TV-Sektion der Columbia Studios arbeitete. 1953 debütierte er am Broadway, kurz darauf wurde die Spielfilmabteilung der Columbia auf den jungen Schauspieler aufmerksam. 1955 konnte er den ersten „Oscar“ in Empfang nehmen, und seither sammelt er Auszeichnungen und Preise wie andere Leute Briefmarken.

Bemerkenswert sind die Konstanten in Lemmons Karriere, an erster Stelle natürlich die vielen gemeinsamen Auftritte mit dem knorrigen Walter Matthau (den Lemmon auch engagierte, als er 1971 erstmals selbst im Regiestuhl Platz nahm). Unwiderruflich mit Lemmons Biographie verbunden ist ferner der Theater- und Drehbuchautor Neil Simon, dessen Charaktere Lemmon ein ums andere Mal verkörperte. Schließlich fällt auf, daß Lemmon bevorzugt mit drei Regisseuren arbeitete; in den Fünfzigern und Sechzigern mit Richard Quine, seit Manche mögen's heiß wiederholt mit Billy Wilder und schließlich mit Blake Edwards, einem persönlichen Freund der Familie Lemmon. Mrs. Edwards, die Schauspielerin Julie Andrews, führte als Moderatorin durch die Gala, mit der Lemmon für sein Lebenswerk geehrt wurde. Wer nach all den Filmausschnitten und Lobhudeleien Lust auf einen Lemmon-Film bekommem hat, muß sich nächtens um 1.05 Uhr bei Pro 7 einklinken, wo Der Krieg zwischen Männern und Frauen ausgefochten wird — und unser Jack immer mittenmang dabei.

(Nord 3, 15.00 Uhr)

MOBY DICK

„Eine Million Examensarbeiten haben diese Geschichte zu einer Doktorarbeit erniedrigt, aber die Geschichte bleibt dennoch bestehen“, schrieb Stephen King über Herman Melvilles Abenteuerklassiker um die letzte Fahrt des Walseelenverkäufers Pequod.

Die Geschichte der Hollywoodverfilmungen reicht zurück bis ins Jahr 1926, als John Barrymore auf eigenen Wusch den Part des Captain Ahab übertragen bekam. Allerdings geriet über der aufgebauschten Liebesgeschichte die Jagd nach dem weißen Wal beträchtlich ins Hintertreffen. Für Barrymore hatte das drehbuchgemäße Werben um seine Partnerin Dolores Costello auch private Folgen — die beiden heirateten zwei Jahre später. Ein klein wenig werkgetreuer war Anno 1930 Lloyd Bacons Adaption, für die Barrymore erneut die berühmte Prothese anschnallte und auch bessere Kritiken bekam als vier Jahre zuvor. Als beste Verfilmung aber gilt John Hustons Version, die er 1956 unter anderem vor der walisischen Küste und auf den Kanaren drehte. Für die Hauptrolle war ursprünglich Hustons Vater Walter eingeplant gewesen. Nachdem der es vorzog, das Zeitliche zu segnen, wurde Gregory Peck „Walverwandter“ ersten Grades. Die ARD ehrt ihn heute mit der mittlerweile siebten Wiederholung der Meeressäugersaga.

(ARD, 15.05 Uhr)

KANAL 4 EXTEMPORE

Regelmäßig zieht es die Kanal-4- linge in den Kölner Stadtgarten, um dort außergewöhnliche Konzerte aufzuzeichnen. Im Mittelpunkt der heutigen Sendung steht Christoph Haberer, dessen Formation „Drümmele Maa“ (Trommelmann) elektronische und akustische, westliche und fernöstliche Perkussionsklänge zu einem einzigartigen Rhythmusgeflecht verknüpft, was sich in Worte gefaßt ziemlich blöde, live auf der Bühne gespielt aber ganz schön hitzig anhört.

(RTL plus, 23.55 Uhr)

FRA DIAVOLO

Am frühen Morgen des heutigen Sonntags, um 1.00 Uhr nachts, postulierte die Länderkette qua Dokumentarfilmtitel, Charlie Chaplin sei Der komischste Mann der Welt, eine doch wohl unzulässig generalisierende Behauptung. Von jenen Stummfilmkomikern, deren Karrieren mit der Einführung des Tonfilms nicht abrupt endeten, würde ich persönlich Buster Keaton und Stan Laurel allemal vorziehen. Daß es dafür gute Gründe gibt, belegt unter anderem die von Laurel in bewährter Tateinheit mit Oliver Hardy kreierte Opern-Burleske Fra Diavolo. Hinter der Kamera übrigens gebärdete sich der von kriminellen Eindeutschern mit dem Namen „Doof“ bestrafte Laurel alles andere als ungeschickt: Er schrieb Szenen, hatte zumeist Anteil an der Regie und schnitt die Filme des Duos, während Oliver Hardy es vorzog, seine Freizeit auf dem Golfplatz oder auf dem Standesamt zu verbringen.(ZDF, 23.45 Uhr)