ZUR LAGE DER NATION

■ Frühsommerliche Karten- und Atlantenflut

Frühsommerliche Karten- und Atlantenflut

VONDIETMARBARTZ

Auch die kartographischen Verlage nutzen traditionell die Vorreisezeit im Spätfrühling und Frühsommer, um ihre frisch überarbeiteten Orientierungswerke, seien sie gefaltet oder gebunden, neu aufzulegen.

Über weite Strecken deckungsgleich sind Der große Aral-Autoatlas, im Kartographischen Verlag Busche erschienen, und der aus demselben Verlag stammende Aral- Kartensatz Deutschland und Europa 91/92. Zwar unterscheiden sich die gängigen Atlanten der verschiedenen Hersteller mit ihren Kombinationen aus in- und ausländischen Straßenkarten, City-Plänen und Zusatzinformationen kaum voneinander, erfreulich ist allerdings in diesem Fall der Preis. Unglücklich erscheint die räumliche Trennung der ostdeutschen Kennzeichen (S.45) von den westdeutschen (S.187). Mißlich ist das Fehlen einer deutschen Entfernungstabelle. Ernsthaft moniert werden muß nur, von den Überblickskarten im Maßstab 1:4.000.000 abgesehen, daß die osteuropäischen Länder sträflich vernachlässigt werden.

Autoatlas wie Kartensatz des Hauses Busche bilden die BRD im durchaus brauchbaren Maßstab 1:400.000 ab, wie überhaupt das gesamte Kartenmaterial in beiden Werken identisch ist. So bietet das Karten-Set, das in seinem Plastikumschlag jedes Handschuhfach verstopft, lediglich den Vorteil, bei Bedarf ein kleines Stück Atlas mitnehmen zu können.

Mit großem Aplomb hat nun auch Mairs Geographischer Verlag seine gesamtdeutsche Generalkarte im Maßstab 1:200.000 vorgelegt. Der Hit dabei: Durch die Zusammenarbeit mit dem ehemaligen Militärkartographischen Dienst der DDR wurden alle Verzerrungen eliminiert, die sich flächendeckend im früheren DDR-Kartenmaterial fanden. Das war ohnehin eine alberne Sache, denn die US-Armee und die Bundeswehr haben natürlich Satellitenfotografie und nicht die DDR- Straßenkarten benutzt, um die Aufschlagpositionen von Raketen und Granaten festzulegen. Aber immerhin: Abweichungen um ein paar hundert Meter nach Nord oder Süd, Ost oder West waren in den alten DDR- Karten durchaus keine Seltenheit. Verfahren hat sich deswegen nie ein Autofahrer — aber nun haben wir eben ganz richtige Straßenkarten im Maßstab 1:200.000 für die Ex-DDR.

In den Details schlagen die 37 Deutschland-Karten von Mair die neun der Aral/Busche-Konkurrenz natürlich um Längen. Ganz perfekt sind aber auch die Mair-Karten nicht. Da fehlen durchaus auch Gemeindenamen, selbst wenn die Ortschaft als Signatur eingezeichnet ist. Und die Mair-Karten ermöglichen auch ein spannendes Spiel: Wer eine Paddeltour die Oder herunter macht, wird mindestens zwei Brücken über den Fluß finden, die nicht eingezeichnet sind. Welche, wird aber nicht verraten, weil's dort so schön abgelegen und ruhig ist, auch wenn die Oder zuweilen gräßlich stinkt.

Wer auf Westdeutschland verzichten will, kann sich die ostdeutschen Karten auch einzeln zulegen — für Radtouren sind sie durchaus auch nützlich (ein größerer Maßstab ist auf jeden Fall besser — die Reisered.). Bei dem Plaste-Schuber, der auch eine Übersichtskarte Deutschland enthält, wäre allerdings ein Registerheft äußerst nützlich gewesen.

Der große Aral-Atlas Deutschland und Europa 91/92, 34 DM.

Aral-Kartensatz Deutschland und Europa, 44,80 DM.

Mairs Geographischer Verlag, Generalkarte Gesamtdeutschland, 69,80 DM.