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Wachsender Antisemitismus?

Berlin. »Der Kampf gegen den Antisemitismus ist weder ein Verdienst, noch eine Geste der Barmherzigkeit. Es ist nicht nur ein Kampf um die Würde der Juden, sondern in gleichem Maße einer um unsere eigene Würde.« Mit diesem Zitat des polnischen Ex-Ministerpräsidenten Mazowiecki leitete die Evangelische Akademie Westberlin eine Wochenendtagung zum Thema »Wachsender Antisemitismus? Eine Anfrage an Deutsche, Polen, Juden« ein.

Während des dreitägigen Treffens beschäftigten sich die Wissenschaftler und Theologen mit dem besonders in Krisenzeiten »instrumentalisierten Antisemitismus« in Kirche und Politik. Alina Cala vom Jüdischen-Historischen Institut Warschau berichtete von einer »erschreckenden Toleranz gegenüber dem Antisemitismus« auch in den liberalen Kreisen Polens. Die Kommunisten hätten ihn nicht geschaffen, ihn aber »griffbereit« gehalten und versucht, damit die öffentliche Stimmung zu beeinflussen. Ein Tabuthema sei ebenfalls die polnische Mitschuld an der nationalsozialistischen Judenvernichtung.

Stefan Schreiner, Dozent für Judaistik an der Humboldt Universität berichtete, daß es in der DDR immer einen latenten Antisemitismus gegeben habe. Die Auseinandersetzung damit habe man aber nur den Gerichten überlassen. Begünstigt worden sei er durch den offiziellen Antizionismus. Die amtliche Historiographie habe es in vierzig Jahren DDR-Gechichtsschreibung fertiggebracht, nicht eine einzige Untersuchung zum Thema >moderner Antisemitismus< vorzulegen.

Werner Bergmann vom Institut für Antisemitismusforschung an der TU stellte die kürzlich veröffentlichte empirische Studie über den Antisemitismus in der alten Bundesrepublik vor. Die alten Vorurteile seien noch vorhanden, nehmen aber bei Jugendlichen mit steigendem Bildungsniveau deutlich ab. aku

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