Sowjetische Künstler bei den Jüdischen Kulturtagen

Berlin. Die Jüdische Gemeinde will die Künstler unter den neuen Einwanderern aus der Sowjetunion in die Kulturszene der Stadt integrieren. Unter den rund 4.000 jüdischen Emigranten in Berlin befänden sich hunderte professioneller, hochbegabter Musiker, Schriftsteller und Maler, die bisher noch keine Auftrittsmöglichkeiten gefunden hätten, sagte Heinz Galinski. Die Jüdische Gemeinde wolle eine »besondere Sparte« einrichten, die sich speziell um diese Gruppe kümmere. Man wolle auch die Kulturinstitutionen der Stadt motivieren, sich dieser Menschen anzunehmen, sagte er. Galinski äußerte sich überzeugt davon, daß Berlin bald wieder zu der jüdischen Metropole von Westeuropa werde. Alleine in Marzahn leben mehr Juden als in ganz Hannover.

Einige der jüdischen Künstler aus der Sowjetunion haben während der 5. Jüdischen Kulturtage in Berlin vom 2. bis 13. Juni die Möglichkeit, sich in Veranstaltungen vorzustellen. Das Programm des »Literarisch-Russischen Salons« am 12. Juni haben russische Juden konzipiert. Zu hören und zu sehen sind jiddische Lieder, Szenen und Geschichtchen.

Die diesjährigen Kulturtage stehen unter dem Motto »Hassefer«, zu deutsch »Das Buch«. In einer gesonderten Ausstellung im Gemeindesaal werden vom 2. bis zum 5. Juni 10.000 Titel über das Judentum und Israel zu besichtigen sein. Zu den eingeladenen Autoren zählen Lea Rosh, Jurek Becker, Stefan Heym, Efraim Kishon und Alphons Silbermann. Die Schauspielerinnen Lotti Huber und Brigitte Mira werden die Buchmesse mit der Lesung »A jiddische Mame« eröffnen. Die eigentlichen Kulturtage werden am Abend des 2. Juni mit der musikalischen Lesung »Anne und Hanna« eröffnet. Die Musik stammt von dem israelischen Komponisten Rony Weiss, der auch das Berliner Sinfonie-Orchester eröffnen wird. Iris Berben und Ingeborg Schöner werden in den Textpassagen die Erfahrungen von Anne Frank während der Nazibesetzung und die Kriegsangst von israelischen Kindern während des Golfkrieges ineinander verweben. Eine Uraufführung gibt es auch am 4. und 5. Juni zu sehen. Frei nach Isaak Babel inszeniert das Teatr Kreatur »Das Ende des Armenhauses«. Das Armenhaus ist das jüdisch-levantinische Odessa mit all seinen Wunderrabbis und Pferdehändlern um die Jahrhundertwende.

Das Programmheft und die Eintrittskarten (zwischen 5 und 25 DM) gibt es im Gemeindehaus in der Fasanenstraße und an allen Theaterkassen. aku