Das ICC in Weiß: Ärzte, Ärzte, Ärzte

■ 40. Deutscher Ärztekongreß und MedTech 91 beendet/ Kombination von Medizin und Technik stieß auf geringeres Interesse als erhofft/ Berliner Professor für Lasermedizin ausgezeichnet

Charlottenburg. Am Wochenende ging der 40. Deutsche Ärztekongreß zu Ende. Während des fünftägigen Kongresses im ICC informierten knapp 320 Referenten aus Deutschland, davon 27 ostdeutsche Ärzte über die neueste Entwicklung der Medizin. Die Hoffnung, daß durch die Kombination des Ärtzekongresses mit der MedTech — dem Kongreß über die neuesten Entwicklungen in der Medizintechnik — ein größeres Publikum als bisher angesprochen würde, war allerdings nicht in Erfüllung gegangen. Im Vorfeld hatte man mit rund 20.000 Teilnehmern gerechnet. Es kamen nur 16.000, davon nur 5.000 aus den neuen Bundesländern, was der MedTech-Organisator Cord von der Lühe mit den hohen Kosten durch Anreise und Kursteilnahme begründete.

Besonderes Interesse beim Ärztekongreß fanden Vorträge über Bluthochdruck- und Krebserkrankungen. Bei zu hohem Blutdruck wurde für die sparsamere Verwendung von Medikamenten plädiert; dafür lieber mal ein Mittagsschläfchen, einen Dauerlauf, weniger Salz und Alkohol und eventuell sogar eine Psychotherapie zur Stabilisierung des Lebenswandels. Bei Krebserkrankungen warnte die Kölner Ernährungswissenschaftlerin Babette Bürger vor »Wunderdiäten gegen Krebs«. Eine ausgewogene Mischkost schütze den Gesunden und stärke den Krebskranken. Fehlernährung stelle das größte Krebsrisiko dar.

Großes Interesse wurde auch an den Entwicklungen auf dem Pharma- Markt, besonders bei den ostdeutschen Ärzten, vermerkt.

Wer aber glaubte, ausschließlich eine Welt der Halbgötter in Weiß vorzufinden, der hatte sich getäuscht. Das ICC hatte sich außerdem in »ein Mekka der Medizintechnik«, so Wirtschaftssenator Norbert Meisner, verwandelt. Parallel zum Ärztekongreß fand die zweite »MedTech« statt, die mit 16 Veranstaltungsreihen und medizintechnischen Ausstellungen moderne Technologien in der Medizin vorstellte. Neue diagnostische und therapeutische Verfahren und Technologien der Medizin wurden von international anerkannten Experten vorgestellt und diskutiert. Übergreifendes Thema des vom Laser-Medizin-Zentrum Berlin organisierten und vom Senat mit 1,1 Millionen Mark unterstützten Kongresses war die »Minimal Invasive Medizin«. Dahinter verbirgt sich das Bemühen, mit geringsten Eingriffen innere Organe zu erreichen und therapeutische Eingriffe vorzunehmen. Neue medizinische Verfahren wie Endoskopie, Laser- und Stoßwellentechnologie können eine neue Dimension in der Medizin erschliessen. Den Patienten bleiben nämlich durch diese völlig veränderte Behandlungsweise zum Beispiel die Belastungen von Narkose und Operation erspart. Die Krankenhausaufenthalte verkürzen sich dadurch, was wiederum zu einer drastischen Kostensenkung führt. Doch »über die gesundheitspolitische Bedeutung hinaus ist die Medizintechnik auch in wirtschaftlicher Hinsicht von Interesse« betonte Norbert Meisner, Senator für Wissenschaft und Technologie, in seinem Grußwort. »Das vorhandene Technologie-Potential« sei »eine ausgezeichnete Basis für die weitere Entwicklung dieses Wirtschaftszweiges«. Die Kombination beider Kongresse sollte zu einem Dialog zwischen Ärzten, Technikern und Ingenieuren aus der Industrie und Wissenschaftlern führen, welcher nicht zufriedenstellend zustande kam.

Den Höhepunkt der MedTech stellte die Auszeichnung des Berliner Professors Gerhard Müller durch die »International Society of Optical Engineering« dar. Gerhard Müller ist Professor für Biomedizinische Technik mit Schwerpunkt Lasermedizin an der FU Berlin. Mit der Preisverleihung wurden seine internationalen Verdienste in Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Lasermedizin gewürdigt. Nadja Encke