Falaschen oder Beta-Israel

■ Die Herkunft des äthiopischen Judentums ist unklar

Die Äthiopier nennen sie Falaschen, die Juden Äthiopiens selbst bezeichnen sich jedoch als „Beta- Israel“, was soviel heißt wie „das Haus Israels“. Erst seit 1974 werden sie von Israel als Juden mit Anrecht auf die israelische Staatsbürgerschaft im Rahmen des „Gesetzes auf Rückkehr“ anerkannt, das jedem Angehörigen der jüdischen Diaspora die Einwanderung nach Israel erlaubt. Damals wurden sie zu Nachkommen des biblischen Stammes Dan erklärt, der aus der Gegend von Tel Aviv stammen soll.

Manche religiöse Kreise in Israel gehen davon aus, daß die äthiopischen Juden Nachfahren von König Salomon und der „Magd der Königin von Saba“ sind — nicht der Königin selbst, denn dann wären sie nach orthodoxen Maßstäben keine Juden. Der äthiopische Amhara-Stamm hingegen, der in Addis Abeba regiert und dessen Sprache auch die „Beta-Israel“ sprechen, soll auf König Salomon und die Königin von Saba zurückgehen. Einer Theorie nichtreligiöser Kreise Israels zufolge sollen die äthiopischen Juden Nachkommen der zum Judentum bekehrten ostafrikanischen Agau-Stämme sein, die am Tana-See im heutigen Äthiopien beheimatet sind, wo der Blaue Nil seinen Ursprung hat.

Insbesondere die orthodoxe jüdische Hierarchie hat mit den „Beta-Israel“ Schwierigkeiten. Dies beruht zum einen auf Vorurteilen gegenüber ihrer schwarzen Hautfarbe und ihren afrikanischen Traditionen, zum anderen auf ihrer unterschiedlichen Religionsgeschichte. Denn diese afrikanischen Juden besitzen keinerlei rabbinische Tradition und pflegen prätalmudische Bräuche aus der Zeit vor der Zerstörung des zweiten Jerusalemer Tempels durch die Römer im Jahre 70. Im zehnten Jahrhundert eroberte die jüdische Königin Judith das nördliche Äthiopien. Bis ins 17. Jahrhundert hinein lebten die äthiopischen Juden in einem eigenen Reich innerhalb des christlichen Landes. Doch im 18. Jahrhundert wurden sie endgültig von christlichen Stämmen besiegt. Ihre nachfolgende Unterdrückung fand erst mit dem Sturz Kaiser Haile Selassies 1974 ein Ende.

Die Zahl der äthiopischen Juden schätzten Reisende Ende des 18.Jahrhunderts noch auf 250.000. Anfang der 80er Jahre dieses Jahrhunderts ging man noch von etwa 25.000 aus. Eine israelische Luftbrücke namens „Operation Moses“ brachte im Jahre 1985 mehrere tausend von ihnen nach Israel. Nun hat die „Operation Salomon“ auch den letzten Rest der „Beta-Israel“ aus Äthiopien ausgeflogen. Amos Wollin