Schwule und Lesben in den Unterricht

■ Nach dem Überfall auf Homo-Fest: SPD und Bündnis90/Grüne fordern mehr Aufklärung an den Schulen

Berlin. Die Fraktionen von SPD, CDU und FDP sowie die Bürgermeisterin und Frauensenatorin Bergmann, Jugendsenator Krüger (beide SPD) und die Sozi-Schwulenorganisation »Schwusos« verurteilten gestern den Überfall auf Lesben und Schwule in Mahlsdorf. Insbesondere die SPD und Bündnis 90/Grüne — teilweise aber auch CDU und FDP — forderten mehr Jugendarbeit und Aufklärung an Schulen.

Wie die taz berichtete, hatten etwa 70 junge Rechtsradikale am Wochenende eine schwul-lesbische Benefiz-Party am »Gründerzeit-Museum« in Mahlsdorf überfallen und waren mit Gaspistolen, Eisenstangen und Knüppeln gegen die Gäste vorgegangen. Dabei gab es zahlreiche Verletzte, zwei Frauen wurden am Auge verwundet, eine liegt noch im Krankenhaus. Die Polizei verzeichnete keine Festnahmen, nahm aber die Personalien zweier Rechtsradikaler auf.

Jugendsenator Krüger erklärte gestern, daß die Schulen dazu beitragen müßten, Vorurteile von Jugendlichen gegenüber Homosexuellen abzubauen. Bürgermeisterin Bergmann forderte eine »politische Offensive«. Wolfgang Wieland vom Bündnis warnte davor, das Problem der rechtsradikalen Jugendlichen allein der Polizei zu überlassen, und wies auf die verstärkte Schließung von Jugendeinrichtungen im Ostteil der Stadt hin.

Der Sprecher des Schulsenators, Laurenz Ungruhe, reagierte sehr zurückhaltend auf diese Forderungen. Schulen seien zwar eine »Wertevermittlungsagentur für Toleranz«. Aufklärung in dieser Hinsicht sei aber »eher die Sache einzelner Lehrer und weniger die von generalisierenden Kampagnen«. Das Auftreten von Schwulen- und Lesbengruppen im Unterricht, wie von Bündnis90/ Grüne gefordert, bezeichnete Ungruhe als »eher kontraproduktiv«. Wenn alle, die von Unrecht betroffen seien, in die Schulen kämen, »dann hätten wir viele schulfremde Personen an den Schulen«. Eine derartige »Betroffenheitspädagogik« beurteile er »skeptisch«.

Das »Schwule Überfalltelefon«, das in der Nacht die Polizei alarmiert hatte und Schwule und Lesben aus Berlin zum Schutz heranrief, wies erneut auf die Nummer der Einrichtung hin: (849)2163336 (von Ost- Berlin) — täglich von 18 bis 21 Uhr und samstags von 18 bis 4 Uhr.

Die CDU stellte gestern ebenso wie die FDP den sicherheitspolitischen Aspekt in den Vordergrund. Das »gewalttätige Potential im Umfeld des Rechtsradikalismus« müsse »mit einer länderübergreifenden Sonderkommission« der Polizei bekämpft werden. Die FDP ihrerseits forderte, »Veranstaltungen gefährdeter Personengruppen durch geeignete Schutzmaßnahmen vorsorglich zu sichern«. kotte