Die Rückkehr der Knochenmänner

In Nordisrael haben sie letzten Monat das Skelett eines Soldaten der Armee Napoleon Bonapartes ausgebuddelt. Der Knochenmann wurde unter der Mauer der alten Festung Acre entdeckt, die von der Armee des französischen Generals und späteren Kaisers 1799 belagert worden war. Das gut erhaltene Skelett trug noch einen Armeemantel, dessen Knöpfe mit den Emblemen der französischen Republik und der Einheit des Soldaten verziert waren.

Nicht ganz so alt waren die sieben Skelette, die ein Baggerführer Anfang des Jahres in Hamburg entdeckte. Der Erdarbeiter stieß auf einen alten Keller und fand zunächst zwei der Knochenmänner in sitzender Haltung, später wurden fünf weitere entdeckt — alle Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs. Offensichtlich hatten die Menschen Schutz in den Kellerräumen des ehemaligen Wohnhauses gesucht, das im Krieg völlig zerstört worden war.

Mitten in der Londoner City machten Archäologen einen interessanten Fund. Am Ufer der Themse fanden sie eine über 1.000 Jahre alte Leiche. Der in Baumrinde eingehüllte Körper einer jung gestorbenen Person wies auf der linken Schädelseite ein großes Loch auf. Das könnte darauf hindeuten, daß der Mensch bei einer medizinischen Operation gestorben ist. Eine andere mögliche Erklärung wäre, daß die Person eines natürlichen Todes starb und ihr das Loch im Schädel erst bei einem Bestattungsritus zugefügt worden ist, um es der Seele des Toten zu ermöglichen, den Körper zu verlassen. Die Experten datierten die Leiche auf die Zeit zwischen 450 und 800 n.Chr., konnten aber noch nicht das Geschlecht der Person feststellen. Allerdings wissen sie ungefähr, wo sie hergekommen ist. Die Einbalsamierungstechnik ähnelt sehr derjenigen, die bei Finnen aus dem ersten Jahrhundert nach Christus festgestellt worden ist, fanden die Archäologen heraus.

In Lyon wurden letzten Samstag bei Ausschachtungsarbeiten für eine Tiefgarage drei enthauptete Leichen gefunden. Nach Ansicht der Archäologen handelt es sich um Opfer der Französischen Revolution. Die Toten lagen einen halben Meter unter der Erdoberfläche des Rathausvorplatzes, genau dort, wo einst die Guillotine stand. Neben Paris war Lyon einer der Hauptschauplätze der Kopf-ab-Herrschaft. Auch heute leben noch zahlreiche Nachkommen von Revolutionsopfern in Lyon, so daß dort 1989 die 200-Jahr-Feiern mit einer gewissen Diskretion begangen wurden. Karl Wegmann