Kampf um den Deich

■ Konkurrierende Listen werben mit Naturschutz

Bernhard Kaemena ist seit 25 Jahren Deichgeschworener, drei Sturmfluten hat er mitgemacht und eigenhändig die Schweine eines Hollerland-Bauern vor dem Ersaufen gerettet. Wenn am Samstag die 80.000 Bremer Haus- und Grundstücksbesitzer am rechten Weserufer aufgerufen sind, die Zusammensetzung des Deichverbandes für die nächsten fünf Jahre zu bestimmen, dann will er die rot-grüne Mehrheit um den Deichgrafen Gerold Janssen brechen.

Einwände gegen dessen Amtsführung hat er jedoch nicht. „Generell werfe ich dem Deichverband nichts vor,“ sagte er am Montag abend vor rund 100 überraschten TeilnehmerInnen einer Podiumsdiskussion der beiden konkurrierenden Listen im Ortsamt Horn-Lehe.

Auch Kaemenas Mitstreiter, der CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Günter Niederbremer, hatte der amtierenden „Naturschutzliste“ nichts vorzuwerfen. „Wir möchten, daß entsprechend der Satzung gearbeitet wird“, forderte er und bekam dafür auch den Applaus seiner Gegner. Schließlich hatte die „Naturschutzliste“ vor fünf Jahren als erste Aktivität den Naturschutz in die Deichverbandssatzung aufgenommen. Und der damals einstimmig gefaßte Beschluß hat sich bewährt: Inzwischen werden bei der Deichpflege grundsätzlich auf Spritzmittel verzichtet, wichtige Feuchtbiotope im Hollerland werden geschützt und auch der Streit mit den Bremer Bauern über die Höhe des Grundwasserspiegels wurde schließlich gütlich beigelegt.

Die „Bürgerliste für Deichsicherheit“ hat kein Thema gefunden, mit dem sie sich gegenüber der amtierenden „Naturschutzliste“ profilieren könnte. So versicherte man sich am Montag denn auch gegenseitig, besonders eifrig für Naturschutz sorgen, gleichzeitig besonders sparsam mit den Beiträgen der 80.000 Zwangsmitglieder umgehen und natürlich an erster Stelle für die Sicherheit der bremischen Deiche sorgen zu wollen. Unterschiede in den Wahlreden gab es höchstens in Nuancen. Während Günter Niederbremer forderte, der Deichverband dürfe „keine verkappte Naturschutzorganisation“ werden, warb BUND-Geschäftsführer und Deichverbands-Vorstand Joachim Seitz für Investitionen in den Naturschutz beim Deichbau auch aus Kostengründen: „Langfristig zahlt sich zum Beispiel ein renaturiertes Ufer leicht wieder aus, denn dann übernehmen die Pflanzen mit ihren Wurzeln von alleine, was bisher teuer mit Beton erreicht werden mußte.“ Ase

Die Deichverbandswahl findet am Samstag, 1.6. in Wahllokalen statt. Vor deren Türen informieren die beiden konkurrierenden Listen über ihre Kandidaten.