Schwarze Liste über jüdische SED-Politiker

Nürnberg (taz) — In der ehemaligen DDR kursieren in rechtsextremistischen Kreisen „Schwarze Listen“ über jüdische SED-Funktionäre. Die in der Schweiz herausgegebene neofaschistische Publikation 'Politische Hintergrund-Informationen‘ (PHI) veröffentlichte in ihrer Mai-Ausgabe einen Artikel mit der Überschrift „Jüdische Funktionäre im vom Volk gestürzten SED-Regime der ehemaligen DDR“. Darin aufgeführt: eine Liste mit 188 Namen. Dieses Namensverzeichnis stammt nach Angaben der Zeitschrift von einem „Dresdner PHI-Mitarbeiter“. Die Namen sollen sich demnach auf einem Flugblatt befunden haben, auf dem die Frage gestellt worden war, ob „bei der Mitverantwortung der Juden an dem kommunistischen Terrorsystem der ehemaligen DDR die Juden nicht insgesamt zur Wiedergutmachung aufgefordert werden sollten“. „Soweit uns die Namen bekannt sind, sind die Angaben jedoch zutreffend“, schreibt das PHI.

Unter den 188 Namen befinden sich KünsterlerInnen, PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und DDR-Oppositionelle, die zum Teil bereits verstorben sind. Für die PDS- Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke ist die Veröffentlichung der Namensliste ein Zeichen dafür, daß „der Neofaschismus zur Hatz auf Juden und Jüdinnen bläst“. Es sei zu befürchten, daß diese Listen breit verteilt und in entsprechenden Computerdateien abgespeichert würden. Jelpke fordert, gegen die Urheber der Liste vorzugehen und die Tätigkeit der PHI-Redakteure in der Bundesrepublik zu unterbinden.

Als Redaktionsanschrift des PHI firmiert die Kleinhüningerstr.55 in Basel. Die 24mal im Jahr erscheinende Publikation kostet 152 Mark und kursiert in militanten rechtsradikalen Kreisen. In der Mai-Ausgabe wurden unter den Veranstaltungshinweisen drei Vorträge des „PHI- Redakteurs“ Klaus Jahn in Pforzheim, Fellbach bei Stuttgart und Frankenberg/Eder im Mai angekündigt. Bs