Der dreißigjährige Krieg in Äthiopien ist vorbei

■ Freudenkundgebungen nach dem Einmarsch der Aufständischen in Addis Abeba/ Tigray-Guerilla soll Regierung bilden

Berlin (taz) — Äthiopiens Präsidentenpalast ist nur noch eine Ruine, die ehemalige Parteizentrale liegt in Schutt und Asche, doch auf den Straßen von Addis Abeba ist es ruhig. Nach dem triumphalen Einzug der „Revolutionären Demokratischen Front des äthiopischen Volkes“ (EPRDF) in der äthiopischen Hauptstadt gestern in den frühen Morgenstunden ist der längste Krieg Afrikas beendet. Allein die Präsidialgarde des früheren Herrschers Mengistu hält sich noch verschanzt. Obwohl die neuen Machthaber eine totale Ausgangssperre verhängt haben, kommt es zu Freudenkundgebungen unter der Bevölkerung. Das Schicksal des bisherigen Präsidenten Tesfaye Gebre Kidan ist unbekannt.

Unter dem Eindruck des seit Montag abend erwarteten Einmarsches einigten sich die Vertreter der verschiedenen äthiopischen Oppositionsbewegungen in London darauf, der in der Provinz Tigray verankerten EPRDF vorerst die Regierungsgewalt zu übertragen. Bis zum 1. Juli soll eine nationale Konferenz einberufen werden, um eine Übergangsregierung auf breiter Basis zu bilden. US-Vermittler Herman Cohen, der die Gespräche leitete, sprach sich für die Abhaltung von Wahlen noch in diesem Jahr aus und stellte Bedingungen für die künftige US-Unterstützung Äthiopiens: „Ohne Demokratie keine Hilfe.“

Tausende von Flüchtlingen sind unterdessen auf dem Weg in Äthiopiens Nachbarstaaten Sudan und Dschibuti. Auch im Lande selber ziehen Hunderttausende von entwaffneten Regierungssoldaten herum, auf dem Weg in ihre Heimat. SEITEN 8 UND 10