Die Stimmung im Viertel kippt

■ Sonderaktion gegen schwarz-afrikanische Dealer

Das Sielwall-Eck soll Dealerfrei werden Foto: Archiv

Die massive Zunahme von Drogendealern aus Ghana und Gambia nervt die BewohnerInnen des Viertels. Die kurdischen Dealer seien eher defensiv gewesen, die Afrikaner dagegen würden Kunden und Passanten offensiv angehen, vor allem die Frauen fühlten sich angemacht, so Viertelbürgermeister Hucky Heck: „Die Toleranz geht kaputt.“

Für letzten Montag hatte er betroffene AnwohnerInnen zu einem Gespräch eingeladen. Über unbekannte Kanäle erfuhr auch der Innensenator von dem Termin und lud Heck vier Tage zuvor zu einer Unterredung mit Senatsdirektor Kauther. Der habe die Meinung vertreten, die Situation „laufe aus dem Ruder“ und „massiv eine Aktivierung der Sondergruppe gefordert“, so Heck. „Die haben gleich am Montag angefangen.“ Ziel der Aktion soll laut Heck sein, die Drogengangs zu verunsichern und zu zerstreuen. Er billigt die Polizeiaktion ausdrücklich, denn bei einer weiteren Massierung der Dealer im Ostertor werde die Atmosphäre so aufgeheizt, daß auch Hilfsprogramme für Drogenabhängige kaum noch durchsetzbar seien. Als Beispiel nannte Heck eine Anwohnerversammlung am Dienstag, auf der über die Zentralisierung der Methadon-Ausgabe beim Hauptgesundheitsamt diskutiert wurde. Heck: „Wo du hinkommst, nur stahlharte Ablehnung.“

Der Grüne Martin Thomas wurde am Dienstag abend zufällig Zeuge eines Einsatzes der Drogenfahnder. Auf dem Weg in die Schauburg beobachtete er einen Polizeiwagen, der bei der Verfolgung eines farbigen Dealers auf der Höhe des Piano wendete und in eine Straßenbahn fuhr. Der Bevölkerungsauflauf, bei dem es auch zu Beschimpfungen der Polizei kam, die „Steuergelder kaputt fährt“ und „ihre Aggressionen an einem Schwarzen abläßt“ wurde laut Thomas von acht Streifenwagen zerstreut. Mindestens drei Personen wurden verhaftet. Von der Polizeipressestelle waren gestern keine Auskünfte zu dem Vorfall zu erhalten.

Thomas hält den Großeinsatz der Polizei in diesem Fall zwar für überzogen, generell jedoch habe „die Polizeistrategie ihren Sinn.“ Die Kritik, vor allem von Frauen, am aggressiven Verhalten der Schwarzen müsse ernst genommen werden. Viertelbewohner Thomas beobachtet in seiner Umgebung wie bei sich selbst eine schwindende Bereitschaft, die Situation mit Langmut zu ertragen. Seine Alternative: die Gründung eines „Arbeitskreises Drogen“. Betroffene BürgerInnen, Polizei, Sozialreessort und PolitikerInnen sollen gemeinsam über die Drogenprobleme im Viertel beraten. Thomas will damit „etwas anschieben, was der Senat zwar immer gewollt, aber nie geschafft hat: eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe“. Vorstellbar seien Formen der Selbsthilfe, etwa zum Schutz der Kinder vor Spritzenunfällen auf Spielplätzen. Man müsse auf die sich zuspitzende Entwicklung der letzten zwölf Monate reagieren, so Thomas, „sonst geht das alles nach Rechts.“ asp