Gesundheitshaus Britz muß sterben

■ Laut Gesundheitsverwaltung besteht an dem geplanten Standort plötzlich kein Bedarf mehr/ Jahrelange Vorbereitungen ad absurdum geführt/ Staatssekretär Orwat will Ersatzstandort anbieten

Berlin. Das noch von Rot-Grün immens unterstützte Konzept des »Gesundheitshauses Britz« wird unter Rot-Schwarz nicht mehr realisiert. Prüfungen hätten ergeben, so der Gesundheitsstaatssekretär Detlef Orwat (CDU) gegenüber der taz, daß an dem dafür vorgesehenen Standort kein Bedarf für ein alternatives Krankenhaus bestehe. Es befindet sich dort zur Zeit noch ein Teil des Krankenhauses Neukölln. Sobald die in dem Haus untergebrachten Abteilungen in den Krankenhausstandort Rudow umgezogen seien, will der Senat dort keine Nachfolgeeinrichtungen mehr aufrechterhalten.

Ursprünglich sollte das Gesundheitshaus zum 1. Januar 1992 seine Pforten öffnen. Die Grundlage des Konzepts, das der Verein »zur Unterstützung des Gesundheitshauses Britz« entwickelte, bildete die ganzheitliche medizinische wie pflegerische Patientenversorgung, eine ökologisch verträgliche Energiever- und Abfallentsorgung sowie die Einführung naturheilkundlicher Methoden. Damit wäre in Berlin erstmals der Weg der klassischen Behandlungsmedizin verlassen worden. Auch die sonst üblichen Krankenhaushierarchien sollten vermieden werden: kein Chefarzt als alleiniger Entscheidungsträger, sondern fachspezifische Kommissionen, die gemeinsam diskutieren und entscheiden.

Die Krankenkassen signalisierten bereits Zustimmung. Gemeinsam mit dem Verein wollte der Arbeiter- Samariter-Bund (ASB) die Trägerschaft übernehmen. Doch mit der aktuellen Senatsentscheidung wurden die jahrelangen Vorbereitungen ad absurdum geführt. »Das ganze Konzept«, so Michael Zaske vom Verein, »orientierte sich an den bereits hier bestehenden Einrichtungen.« Selbst wenn die Gesundheitsverwaltung wie geplant dem Verein einen Ersatzstandort anböte, müsse alles wieder von Grund auf neu geplant werden. »Die Vorlaufzeit dauert dann mindestens fünf bis zehn Jahre.« Möglicherweise müsse sich der Verein mit seinem Konzept dann auch noch gegen einen weiteren Träger durchsetzen. Empört zeigte sich auch der gesundheitspolitische Sprecher der AL, Bernd Köppl: »Das ist Wahnsinn«, urteilte er, »hier werden jahrelange gesundheitspolitische Diskussionen mit einem Federstrich beendet.«

Staatssekretär Orwat sieht das nicht so. Das Konzept des Vereins sei aufgrund der baulichen Bedingungen in Britz ohnehin nicht umsetzbar gewesen. Im übrigen habe er den Vertragsentwurf zwischen dem Verein und dem Arbeiter-Samariter- Bund »nie zu Gesicht bekommen«. Um jedoch »den Input der Leute nicht kaputtzumachen«, wolle man dem Verein einen anderen Standort anbieten. Ob dieser Vorschlag auf Akzeptanz stößt, wird sich in dem für morgen anberaumten Gespräch zwischen dem Staatssekretär und den Vereinsmitgliedern zeigen. maz