GASTKOMMENTARE
: Die Würde der Frauen

■ Wie der Papst gegen die Gleichheit von Mann und Frau vorgeht

Johannes Paul II. ist im Moment dabei, mit Kardinälen und Bischöfen aus allen fünf Kontinenten, den amerikanischen Hirtenbrief zum Thema Frau auf Vordermann zu bringen, das heißt auf Papstkurs. Die amerikanischen Bischöfe sagen in ihrem Hirtenbrief: „Frauen und Männer sind in ihrer Würde vor Gott gleich.“ Diesen Satz wird der Papst ihnen durchgehen lassen. Denn dieser Satz ist keine Neuigkeit. Gott ist ja nicht das Problem. Eine Neuigkeit wäre es, wenn Männer und Frauen vor dem Papst gleich wären. Denn der Papst ist das Problem. Aber daß Mann und Frau auch vor dem Papst gleich sind, das behaupten die amerikanischen Bischöfe erst gar nicht.

Außerdem ist der Begriff „Würde der Frau“ etwas, das Johannes Paul II. durchaus schätzt. Das Wort „Würde“ stellt sich ja überhaupt immer dann billig und hilfreich ein, wenn den mit solcher Würde Ausgestatten sonst gerade einiges Wichtige abhanden kommt: würdiges Sterben, wenn das Leben entschwindet, Würde im Alter, wenn Gesundheit und Leistungsfähigkeit abnehmen, und vor allem „Würde der Frau“, als Titel des sogenannten Apostolischen Schreibens von Johannes Paul II. von September 1988, wo er auf 128 nichtssagenden Seiten die einzige wirkliche Aussage unterbringt, daß Frauen keine Priesterinnen werden dürfen, was wir aber auch schon vorher wußten. Von der Würde der Frau ist in der Kirche ständig dann die Rede, wenn die Frau in dem Spiel, das die Kirchenmänner mit ihr spielen, eine würdige Verliererin zu sein hat.

Inzwischen haben die amerikanischen Bischöfe das Ei des Kolumbus entdeckt, was die Würde der Frau anbelangt. Sie wollen, daß die Frauen in der Kirche gleichberechtigt werden — abgesehen natürlich von den Vorrechten der Männer. Sie wollen nicht etwa, daß Frauen Priesterinnen und Päpstin werden dürfen. Sie schlagen vor, daß Frauen Meßdienerinnen und Diakonissen werden können. Sie haben nicht Humor genug, selber über ihren Vorschlag zu lachen, und nicht Verstand genug, zu verstehen, daß Frauen darüber lachen.

Dem Papst allerdings ist schon dieser minimale Trippelschritt ein Tritt gegen alles, was der katholischen Kirche hinsichtlich der Rolle der Frau heilig zu sein hat. Es ist klar, daß er den amerikanischen Bischöfen diesen revolutionären Anschlag nicht durchgehen lassen wird, nachdem er doch schon 1980 in seiner Instruktion mit dem schönen Titel Das unschätzbare Geschenk angeordnet hat: Frauen ist nicht die Funktion eines Meßdieners gestattet. Also erst recht nicht die einer Diakonisse. Bei dieser römischen Bescherung der 80er Jahre wird es auch für die Amerikanerinnen der 90er Jahre bleiben.

Daß die amerikanischen Bischöfe die allererste Fassung ihres Hirtenbriefs mit einem Liberalisierungsvorschlag hinsichtlich Verhütung inzwischen einstampfen mußten, diese Pille haben sie bereits mit krummem Rücken geschluckt. Nach diesem Fehltritt der amerikanischen Bischöfe hat der Papst schon damit begonnen, die Apotheker zu Laienpredigern seiner Kondomtheologie heranzubilden. Und auch jetzt wird der Papst mit seiner Gehirnwäsche der amerikanischen Bischöfe von Erfolg gekrönt sein. Uta Ranke-Heinemann

Die Kommentatorin ist Theologie-Professorin an der Universität Essen und Autorin des Taschenbuchs „Eunuchen für das Himmelreich“.