Das Hamsterrad des Terrorismus

■ Der Anschlag in Katalonien trägt die Handschrift der ETA

Das Hamsterrad des Terrorismus Der Anschlag in Katalonien trägt die Handschrift der ETA

Noch hat sie sich nicht bekannt. Doch das jüngste blutige Attentat in Vic, einer Kleinstadt in der Nähe von Barcelona, trägt die Handschrift der baskischen Untergrundorganisation ETA. Nicht nur, weil das Ziel eine Wohnkaserne der Guardia Civil war. Nicht nur, weil in Vic im nächsten Jahr ein Teil der Olympischen Spiele abgehalten werden sollen und die ETA mehrfach gedroht hat, Einrichtungen der Olympiade anzugreifen. Sondern auch, weil es nicht der erste Anschlag der ETA wäre, durch den unbeteiligte Erwachsene und Kinder ermordet oder verstümmelt werden. Gerade in Barcelona ist die Erinnerung an den Anschlag auf das Kaufhaus Hipercor, der 1987 mehr als 20 Menschenleben kostete, lebendig.

Manchmal entschuldigt sich die Gruppe hinterher bei den überlebenden Opfern für das „Versehen“, das sie Hände, Beine oder Augen gekostet hat, und wünscht ihnen aufrichtig gute Besserung. Für die versehentlichen Toten kommt das Beileid zu spät, das erspart Peinlichkeit. Man darf gespannt sein, ob sich die Gruppe diesmal entschuldigen wird. Immerhin waren die vier toten Kinder Angehörige von Zivilgardisten und somit — in der Logik der ETA —in gewisser Weise selbst schuld. In Spanien herrscht noch immer die Todesstrafe — für die, die den bewaffneten Gruppen ins Schußfeld geraten. Aus Versehen oder mit Bedacht, gleichwohl, immer jedoch ohne Anklage, ohne Prozeß, exekutiert von selbsternannten Richtern.

Unfehlbar sind diese Richter nicht. Das wird nicht nur an technischen Fehlschlägen sichtbar, sondern auch an gelegentlichen Irrtümern bei der Wahl der Ziele. So mußte die ETA erst dieses Jahr von ihrer Drohung Abstand nehmen, die Bauarbeiten und -arbeiter der ungeliebten Autobahn im Baskenland anzugreifen — was als revolutionäre Beschleunigung des Widerstands gedacht gewesen war, erwies sich als Mittel zur Spaltung der Autobahngegner. Das ist für die Gruppe jedoch noch lange kein Grund, auf die Waffe und die Autobombe als Argument zu verzichten. Aus dem Hamsterrad des bewaffneten Kampfes, der Märtyrer schafft, die ihrerseits die Fortführung des bewaffneten Kampfes rechtfertigen, ist offenbar so leicht kein Ausweg zu finden. Antje Bauer