Bier und Lümmeltüten

Die Australier starten eine Großoffensive gegen eine der schlimmsten Geißeln der Menschenheit — den Alkohol. Ein Sprecher des australischen Gesundheitsministeriums zeigte sich sturzbetroffen, denn der extreme Umgang mit der flüssigen Droge verursacht jährlich Kosten in Höhe von sechs Milliarden australischen Dollar (etwa acht Milliarden Mark). Diese Summe umfaßt Ausgaben für medizinische Behandlungen, das Fernbleiben vom Arbeitsplatz und Sachbeschädigungen. Als erste taktische Maßnahme gegen den Vollrausch wird jetzt versucht, den Freunden des Gerstensafts ein schlechtes Gewissen einzureden. Australische Biertrinker werden demnächst auf Dosen und Flaschen Warnungen vorfinden. Die Swan- Brauerei kündigte letzten Mittwoch an, sie werde ab sofort auf allen Etiketten, Dosen, Kartons und Werbeplakaten eine Aufschrift anbringen, die Frauen rät, täglich nicht mehr als zwei alkoholische Drinks zu sich zu nehmen, während für Männer die Obergrenze von vier Gläsern angegeben wird. Also ein Sixpack pro Familie und Tag. Damit kann die Brauerei leben. Carmen Lawrence, die Regierungschefin des australischen Bundesstaates West-Australien, wo Swan etwa 85 Prozent des Bierhandels beherrscht, findet die Initiative der Brauerei ganz toll. Die Warnung auf der Bierpulle würde vor allem für Jugendliche von großer Bedeutung sein, glaubt sie.

In den USA wird den Trägern von Kondomen aus natürlichen Materialien der Spaß verdorben. Vor ein paar Jahren gab es diesen bösen Witz, der fragte: „Warum werden die Ökofrauen so häufig schwanger?“ Antwort: „Jute statt Gummi!“ Natürlich gab es nie Lümmeltüten aus Jute, sehr beliebt bei den Naturfreunden sind aber solche aus Schafsleder. Im US-Bezirk Santa Barbara sind die Präserhändler jetzt gezwungen worden, ein Warnschild aufzuhängen: „Achtung, diese Präservative sind nicht 100prozentig sicher. Aber Kondome aus Latex bieten einen viel größeren Schutz gegen Aids als natürliche Kondome.“ Die Behörden haben herausgefunden, daß Schafsleder-Pariser nur zu 95 Prozent vor Aids schützen, die Gummis dagegen zu 99,6 Prozent. Die Händler sind stocksauer, sie befürchten, daß aus ihren Läden Schilderwälder werden. Erst kürzlich gab's Ärger, weil sie verpflichtet wurden, per Aushang schwangere Frauen vor Alkoholgenuß zu warnen. Wer sich weigert, ein Warnschild zu installieren, bekommt ein 100-Dollar-Bußgeld aufgebrummt. Karl Wegmann