Standbild: Friede, Freude, Öko-Eierkuchen

■ "Kommt gar nicht in die Tüte", ARD/DFF, Do., 30.5., 21 Uhr

Und jetzt alle: Humba-humba, Umwelt-Umwelt, tätärä-tätärä! Max Schautzer war es vorbehalten, die endgültige Umweltsendung zu moderieren, die erste und hoffentlich letzte Umweltshow aus Berlin-Adlershof.

Ein einig Volk von Umweltschützern hatte sich im lockeren Rund bei Erbstwurst und Ringelreihen versammelt, zu lobpreisen die Schönheit der Natur und die eigenen Fortschritte beim Joghurtdeckelsammeln. Und alle waren sie gekommen: Der Umweltbeauftragte von Hertie, der Öko-Referent von Henkel, der Müllmann des Jahres, die Tante Schürmann und der Onkel Töpfer, die lieben Katalysator-Hersteller und der plastikmüllreduzierende Oktoberwiesenwirt.

„Wir brauchen keinen Buhmann“, sagte der Buhmann gleich zu Beginn, und so war für eine grüne heile Welt gesorgt. Der Star in Schautzers Feuchtbiotop war Nana Mouskouri mit ihren Liedern von Bienen und Schmetterlingen.

Vielleicht muß man ja tatsächlich auch mal eine Umweltsendung für die etwas schlichteren Gemüter fabrizieren. Aber auch die sollte man nicht unterfordern, schließlich gibt es ja Grenzen des schlechten Geschmacks. Schon die Wahl des Moderators war eher eine unglückliche. Wer jahrelang als oberster Seichthuber durch die Programme blubbert, ist für diesen Job einfach disqualifiziert. Es sei denn, man will nur ein harmonievolles Öko-Trallala zur Unterhaltung aufführen. Dann ist Max Schautzer natürlich genau der Richtige.

Es ging um Müll und Abfall. Giftmüll kam schon mal gar nicht vor. Blieb der Verpackungsmüll. Hier gratulierte Schautzer dem Umweltminister, daß er seine Verpackungsverordnung so mutig „im Bundesrat durchgeboxt“ habe, wo doch die Länder mal wieder nicht mitziehen wollten. Leider war's ein bißchen anders herum: Die Länder haben Töpfer seine flaue Verordnung so lange um die Ohren gehauen, bis er nachgebessert hat. Aber das kann ja der Max nicht wissen, oder?

Die ganze Sendung blieb auf unerträgliche Weise oberflächlich und unpolitisch. Die Problematik wurde auf die Ebene vn Bachputzeten und Plastiktütenvermeiden reduziert. Gleichzeitig war der Grenzwert für Schwafeldioxid um Zehnerpotenzen überschritten, die Technische Anleitung (TA) heiße Luft für einen Abend außer Kraft gesetzt. Einziger Trost: Bei der ohnehin stark begrenzten Aufnähmefähigkeit des Publikums für dieses Thema haben die meisten spätestens nach dem Satz: „Die Umwelt ist eines der großen Probleme unserer Zeit“ zum Tennis nach Paris umgeschaltet. Nur der Rezensent mußte sich seine Schautzer-Intoxikation in voller Dosis abholen. Manfred Kriener