Ein Mann versteckt sein Alter

■ Jimmy Connors (38) rennt und kämpft bei den French Open wie ein junger Bursche

Paris (taz) — Der alte Mann ist wieder da. Jimmy Connors, die lebende Tennis-Legende, findet bei French Open augenblicklich zu einer Form zurück, die ihm die wenigsten vor Turnierbeginn zugetraut hatten. Nach dem Sieg gegen seinen Landsmann Tod Witsken kämpfte er den Haitianer Ronald Agenor, immerhin die Nummer 27 der Tenniswelt, nach fünf Sätzen nieder. Connors, der im vergangenen Jahr wegen einiger Verletzungen überhaupt nur drei Matches bestritten hatte, ist bereits jetzt der Liebling der Zuschauer.

Wie taten sie ihm doch Unrecht: „Wenn er sich in Paris auch mehr amüsieren“, so liest man im Pressedienst, „stellt er trotzdem eine Bereicherung dar.“ Bald 39 Jahre alt, so der Tenor des Vorberichts, dürfe man halt von „Jimbo“ keine Wunderdinge mehr erwarten. Falsch gedacht: Anders als „Mac The Mouth“, good old McEnroe, an dem die Jahre wohl mehr gekratzt haben und der gleich in der ersten Runde Spiel, Satz und Schläger abgeben mußte, hat sich der Oldie aus Belleville/Illinois besser über die Klippen des Sportler-Alters gerettet.

Nach einem gelungenen Comeback im April, als er in Tokio erst nach drei Sätzen gegen Stefan Edberg ausschied, steht Connors in Paris nun dem jüngsten French- Open-Sieger aller Zeiten gegenüber, dem inzwischen 19jährigen Michael Chang. In der zweiten Runde des aktuellen Turniers mußte der 87er Sieger über die Fünf- Satz-Distanz. Gleiche Bedingungen also für die beiden Cracks, auch wenn die Jugend natürlich für Chang spricht.

Die Verdienste des Tennis-Veteranen Jimmy Connors, der sein bestes Jahr überhaupt vor 17 Jahren erlebte, als er in Australien, Wimbledon und bei den US Open gewann, könnte auch eine Niederlage gegen Chang nicht schmälern. „Jimbo“, der Mann mit dem Kämpferherz, hält immer noch den Rekord als Nummer eins der Welt (159 Wochen). Er hat mit 109 Turnieren die meisten aller Spieler gewonnen. Nur den Davis-Cup und eben die French Open gewann er nicht. Dafür ist er der einzige Racketschwinger, der die US Open auf allen drei bespielten Belägen dominiert hat: 1974 auf Gras, 1976 auf Sand und 1978, 82 und 83 auf Beton.

Der „Tennis-Dinosaurier“, wie er hier tituliert wird, hat ihn verdient, den Respekt der Fans. Und alle hoffen, daß er in Paris noch recht lange auf dem Platz stehen möge. André L'Heureux