Ärger mit Radfahrern

In Nordrhein-Westfalen haben die Jäger die Radfahrer und Jogger aufs Korn genommen. Ihr Chef, Constantin Freiherr von Heeremann, Präsident des NRW-Jagdverbandes, ist verärgert. Die ständig zunehmende Zahl von Freizeitsportlern verwechsle die Natur mit einem Sportplatz und verwandle die schönen deutschen Landschaften besonders im Umkreis größerer Städte in „Rummelplätze“, behauptet er. Daher sei ein striktes „Wegeverbot“ für diese Sportler zum Schutz von Wald und Wild unerläßlich. Der Freiherr fordert gar eine „Verkehrsordnung für die Natur“, mit der man das Verlassen von Wegen, unter Androhung von Bußgeld, versteht sich, wirksam unterbinden könne. Schlechte Zeiten also für Jogger und Radfahrer.

Da ist es auch nicht besonders hilfreich, wenn prominente Radler in die Schlagzeilen geraten. So muß sich Przemyslaw Walesa (18), der zweitälteste Sohn des polnischen Staatspräsidenten, demnächst wegen Trunkenheit auf dem Fahrrad verantworten. Der Bengel war von der Polizei geschnappt worden, als er völlig breit mit seinem Drahtesel durch Danzig gurkte. Man munkelt, er hätte 1,52 Promille im Blut gehabt. Falls der Präsidentensprößling vor ein Ordnungsgericht gestellt wird, erwartet ihn entweder Arrest bis zu zwei Monaten oder eine Geldstrafe bis zu einer Million Zloty (ca. 160 Mark). Lech Walesas Sprecher Drzycimski meinte dazu, sein Chef sei „nicht glücklich“ über das Verhalten seines Filius. Doch Eltern von 18jährigen könnten ein Lied davon singen, daß die Kinder sich nicht immer so verhalten, wie sie es sich wünschten.

Auch voll ausgewachsene Fahrradfahrer bauen manchmal Mist. Zum Beispiel mußten die 366 Haushalte des Dorfes Bellecombe in den französischen Alpen vier Tage auf Post verzichten, weil ihr Briefträger eine Fahrradpanne hatte und sein Arbeitgeber das sieben Jahre alte Rad nicht ersetzen wollte. Die Postbehörde argumentierte, daß sie nur alle zehn Jahre die Diensträder austausche und im übrigen eine Monatspauschale zu ihrer Wartung zahle. Davon wollte der sture Briefträger von Bellecombe aber die kostspielige Reparatur nicht bezahlen. Nach einer scharfen Petition der Bewohner ließ die Post wissen, im Nachbarort Aigueblanche stehe am Postamt aushilfsweise ein Ersatzrad zur Verfügung. Um den Zorn der Brieflosen von Bellecombe aber nicht noch mehr anzustacheln, wurde zunächst ein anderer Briefträger zu ihnen geschickt, und zwar mit einem Auto. Karl Wegmann