Die Nachfahren der Pille

■ Was die Hormonforschung alles ausgetüftelt hat

Implantate

Die Norplant-Systeme bestehen aus zwei bis sechs stäbchenförmigen Hormonkapseln, die bei lokaler Betäubung unter die Haut der inneren Armbeuge eingepflanzt werden. Die Hersteller versprechen eine kontrazeptive Sicherheit von fünf Jahren. Doch Zyklusstörungen führen in gut einem Drittel der Fälle zu einer vorzeitigen Entfernung der Kapsel. Als problematisch, weil in hoher Konzentration möglicherweise krebserregend, erwies sich inzwischen im Tierversuch bei älteren Modellen auch der Weichmacher des Silastikmaterials. Norplant ist derzeit in zwölf Ländern zugelassen, davon liegen zehn in der Dritten Welt und zwei in Europa (Schweden und Finnland). Als Vorteile der Implantate nennen die Forscher die lange Wirksamkeit, die „Koitusunabhängigkeit“ und die Tatsache, daß Frauen nicht wie bei der Pille täglich an die Einnahme denken müssen.

Depot-Injektionen

Die drei Monate wirksamen Verhütungsspritzen werden inzwischen weltweit bei rund 10 Millionen Frauen angewandt. Allein in Indonesien wurden 1990 über 3,2 Mio. Frauen regelmäßig unfruchtbar gespritzt. Eines der Präparate, Depo Provera, ist seit 1978 in den USA wegen erhöhten Krebsrisikos verboten. Auch in der BRD gilt es nur als „Mittel zweiter Wahl“. Dreimonatsspritzen werden hauptsächlich Ausländerinnen, Psychiatriepatientinnen und Sozialhilfeempfängerinnen verordnet.

Vaginalringe

Hohle Scheidenringe aus Plastik, die innen mit Hormonen gefüllt sind. Sie werden ähnlich wie das Diaphragma von der Frau selbst direkt vor den Gebärmutterhals plaziert und auch wieder entfernt. Rein gestagenhaltige Ringe führen häufig zu Zyklusstörungen.

Anti-Schwangerschafts-

Impfstoff

Der aktuelle Höhepunkt im Verhütungsforschungsprogramm ist die Impfung. Durch einen hormonellen Impfstoff wird der Organismus der Frau dazu gebracht, Antikörper gegen ein bestimmtes Hormon zu bilden, das für die Einnistung des Eis in der Gebärmutter notwendig ist. Wieweit diese „Autoimmunreaktion“ zu immunologischen Störungen in anderen Bereichen führt, ist noch nicht bekannt. Ausprobiert wurde der Impfstoff bisher an über hundert Frauen in Indien. Die indische Regierung will Verhütungsimpfungen bereits Mitte der 90er Jahre in ihre „Familienwohlfahrtsprogramme“ integrieren. uhe