„'n echten Haß gegen die Bonzen“

■ Feuer-Fest und Randale in Bremen-Nord nach dem Vegesacker Hafenfest

Glaubt man dem „Weserreport“, der gestern vor dem sonntäglichen Kirchgang die Bremer erschreckte, dann war Vegesack am Sonnabend dem Untergang nahe. 200 Chaoten seien nach Ende des Hafenfestes den „völlig überraschten“ Polizeibeamten auf die Pelle gerückt, hätten gedroht, mit Molotow-Cocktails und Steinen geworfen, schließlich Feuer gelegt. Kurz: Das öffentliche Geschehen sei völlig außer Kontrolle geraten. Sogar „die achtköpfige Besatzung des alarmierten Feuerwehrfahrzeuges wurde durch agressives Verhalten am Löschen des Feuers gehindert“. Erst als Verstärkung aus dem Stadtgebiet (30 Beamten) und aus Niedersachsen (25 Beamte) eintrafen, konnten „die Randalierer zum langsamen Rückzug bewegt werden“. Die Schlacht war gewonnen. Zurück blieben die Gefechtswolken und: Ein weiterer Beweis für die Unfähigkeit der Polizei. Das hatte nur die CDU im Wahlkampfjahr vorausgesehen.

Olli P.(24), der bei der Randale dabei war, hat die Nacht ganz anders erlebt. Angefangen habe alles nach dem „echt spitzen Punk- Konzert“ der Gruppe Anal. „Wir sind so'n antifaschistisches Team und wollen nicht, daß die Faschos hier'n Fuß auf'n Boden kriegen“, erzählt er der taz. Deshalb hätten sie sich mit etwa 300 Leuten nach dem Konzert, „wo alle guter Dinge waren“, bei dem fünf Meter hohen Waalfischkiefer, dem Wahrzeichen von Vegesack, versammelt. Dort sollte eine schwarze Puppe aufgehängt und verbrannt werden, „symbolisch für alle Nazis“.

Für eine Mark pro Wurf versuchten 85 der Versammelten das Seil über die Zähne zu werfen. „Aber dann mußte Olaf rauf, weil's keiner geschafft hat.“ 300 Leute hätten drumrumgestanden und „Nazis raus“ geschrien. Dann stürmten sie los, mit den 85 Mark in der Tasche, die Band Anal im Schlepptau und „jeder Menge Bier“. Anständig gefeiert werden sollte im Stadtgarten am Wasser. „Und weil wir das Cafe Strandlust nicht ab können, haben wir da Bau-Material, das für die zwei neuen Stockwerke gedacht war, gesammelt und ein Feuer gemacht. Das ist da ein echter Bonzenschuppen, wo sich die Reichen die Bäuche vollschlagen“, sagt Olli. Gegen die hätten sie inzwischen einen „echten Haß“, auch weil man hier keine Punker sehen will. Das Feuer sei groß und die Stimmung gut gewesen, bis die „Bullen“ beschlossen hätten, Feierabend zu machen: „Aber die haben sich schlau verhalten und sind nur mit einigen Beamten angerückt, nicht mit einer Hundertschaft. Denn dann wär echt was losgewesen“, weiß Olli. So seien nach einigen Steinwürfen nur ein Dutzend kurzfristig festgenommen worden, „Zerstreuungstaktik“ hätte die Polizei gesagt. „Also ich habe das alles gefilmt“, erzählt Olli stolz, „für mein Archiv“, und lacht. bz