Marianne

■ Lord Knut, RIAS / Rudolf Mühlfenzl u.a.

MARIA N N E

Lord Knut, Rundfunk-Rentner vom RIAS und Schwafelvorbild für alle berufsjugendlichen Quasselstrippen, durfte neulich einmalig für DT64 moderierend tätig werden und eben dort seine altbekannten Witze zu vorgeblich fetziger Musik verbreiten. Trotz dieses Gnadenerweises hat der alte Mann weiter chronisch schlechte Laune. »Steht doch nichts drin in Eurem Blatt, das macht alles nur miese Stimmung, seit Jahren alles Mist«, analysierte der Ex-Moderator unlängst scharfsinnig und überlaut, als er telefonisch sein taz-Abo kündigte. Um den frustrierten Pensionär ein letztes Mal glücklich zu machen, wollen wir jetzt etwas wirklich Gutes, Qualitäts- und Gehalt- und Niveauvolles bringen. Etwas vom Lord persönlich. Nämlich den unerträglich blöden Witz, der Lord Knud seinen Job beim RIAS kostete. O-Ton: »Warum essen Blinde so gern Sesambrötchen? — Weil da so schöne Geschichten draufstehen.« Tscha, Knud. Radio ist eben ein sehr wichtiges Medium für Blinde.

Viele haben sich schon gefragt, warum ausgerechnet ein abgehalfterter PR-Manager des Tabakkonzerns Philip Morris, der auch schon für MBB, BP und die CDU-Bundestagsfraktion tätig war, die MitarbeiterInnen des DDR-Rundfunks weiterbilden und umschulen soll. Der Ferdi Breidbach ist eben ein Parteifreund und Spezi vom Rundfunk-Abwickler Rudolf Mühlfenzl (CSU), könnte die erste unschuldig-oberflächliche Antwort auf diese schöne Frage lauten. Doch die Wahrheit ist wie immer diffiziler und dennoch unspektakulär. Der Mann mußte weg. Nahezu die gesamte Belegschaft des Münchner Tabakkonzerns Philip Morris atmete auf, als Breidbach nach Berlin ging. Denn seit Günther Wille, PR-Ziehkind von Breidbach und Vorstandsvorsitzender der Marlboro-Macher, für das Zehnfache (von 500.000 auf 5 Millionen) von der heimlichen Hauptstadt zum Springer-Konzern in die richtige Hauptstadt wechselte, ging nichts mehr. Die Allianz zwischen Wille und Breidbach war dadurch hinüber. Der Wille-Nachfolger und vorherige Verkaufschef Paul Hendrys konnte überhaupt nicht mit dem tiefschwarzen Breidbach. Er gründete eine extra PR-Abteilung für den Verkauf. Gegenüber den schwul-lesbischen Philip-Morris-Boykotteuren, denen die Unterstützung des erzkonservativen US-Senators Jesse Helms durch den Konzern ein Dorn im Auge ist, schlug er liberale Töne an und befahl die weiche Linie. Zuviel für den strammen CSU-Mann Breidbach, der die Chance ergriff und Mühlfenzl folgte. Nun wird gemunkelt, daß Breidbach — sobald der DDR-Rundfunk abgewickelt ist — wieder als Berater von Günter Wille tätig werden wird: bei Springer. Marianne