Sandra Cecchinis genialer Wadentrick

■ Anke Huber verliert in Paris, Michael Stich, Boris Becker und Steffi Graf weiter

Paris (taz) — Das Elend hatte einen neuen Namen und saß mit rotgeweinten Augen im altehrwürdigen Stade Roland Garros zu Paris. Anke Huber, seit ihrem Sieg über Gabriela Sabatini in Berlin von vielen als Nachfolgerin des deutschen „Fräulein Vorhand“ gehandelt, war gerade in der dritten Runde der französischen Tennismeisterschaften gegen die Italienerin Sandra Cecchini ausgeschieden. Und das nicht, weil diese so gut, sondern die 16jährige aus Karlsdorf so schlecht gespielt hatte.

Sie, die immer alles wagt, gewann an diesem Tag zu selten. Viele leichte Fehler häuften sich, kaum einmal kam sie zu ihren sonst so effektiven Netzattacken, und selbst wenn Anke Huber einmal die Gegnerin laufen ließ und nach vorne nachrückte, hielt sie die eminent lauffreudige Sandra Cecchini mit Lobs auf Distanz. Die häufigste Geste von Anke Huber war denn auch symbolisch: Achselzucken, Kopfschütteln.

Außer der stärkeren Psyche hatte Cecchini vor allem Routine und viel schauspielerisches Talent voraus: Bei 1:1 im zweiten Satz faßte sich die 25jährige plötzlich an die Wade und ward sodann unpäßlich. Nach gewonnenem Aufschlagspiel bemühte man eine Masseurin, die der offensichtlich leidenden Sandra eine Binde um den malträtierten Körperteil legte. Diese gut und gern fünfminütige Unterbrechung hatte neben dem Unterhaltungswert dank des verzerrten Gesichtsausdrucks der Italienerin auch eine Destabilisierung der sowieso verunsicherten Anke Huber zur Folge, die in Folge denn auch prompt zwei leichte Fehler beging. Sandra übrigens wetzte nach wie vor wie ein Wiesel. The show must go on.

Anke Huber hingegen wollte nur noch den Fragen entkommen. „Bin nie ins Spiel gekommen, muß noch viel lernen“ — Standardfloskeln hat sie schon drauf. „Es das nächste Mal besser machen“, hat sie sich vorgenommen. Und bei so viel Leid, wollte auch Trainer Breskvar nicht tadeln: „Jetzt muß ich sie erst mal trösten. Natürlich fehlt ihr noch die Routine. Sie muß noch einiges lernen.“ — Nichts verlernt hat hingegen Steffi Graf, die Sabine Appelmans (Niederlande) 6:2 und 6:2 ablederte und damit leicht und locker ins Viertelfinale einzog. Mit Müh' und Not schaffte Michael Stich den Sprung ins Achtelfinale: Er schlug Carlos Costa 3:6, 7:5, 7:6, 6:2. André L'Heureux

Frauen: Sanchez-Vicario — Whitlinger 6:2, 6:1; Fernandez — Reinach 6:4, 7:6, Martinez — Cunningham 6:1, 6:4, Novotna — Brioukhovets 7:6 (8:6), 6:2, Sabatini — Pierce 6:2, 6:1; McQuillen — Kelesi 6;4, 2;6, 6;4, Seles — Quentrec 6:1, 6:2; Capriati — Kidowaki 6:3, 6:0; Meschki — Harvey — Wild 6:3, 6:1, Reinach — K. Malejewa 6:4, 6:4.

Männer: Edberg — Tschesnokow 6:1, 6:4, 6:3, Martin — Haarhuis 6:2, 4:6, 6:3, 6:4; Santoro — Champion 6:2, 6:0, 6:4; Courier — Larsson 6:3, 4:6, 4:6, 7:5, 6:2, Mancini — Gustafsson 6:3, 3:6, 6:2, 6:3; Miniussi — Camporese 2:6, 6:3, 6:1, 6:3, Becker — Masur 6:3, 6:3, 6:2, Davin — Vajda 6:2, 2:6, 6:4, 3:6, 6:4; Tscherkassow — Yzaga 7:5, 3:6, 6:3, 6:3, Hlasek — Miniussi 4:6, 6:3, 5:7, 7:5, 6:2.