Henning Beer ein „kleiner Soldat“ in der Rote Armee Fraktion

Berlin (taz/ap) — Die in der DDR festgenommene RAF-Aussteigerin Silke Maier-Witt hat vor dem OLG Koblenz bestätigt, daß Henning Beer in der RAF nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. An Beers Beitrag zur Vorbereitung des Anschlags auf den damaligen Nato-Oberbefehlshaber Alexander Haig könne sie sich nicht erinnern, sagte Maier-Witt am Mittwoch. Beer hatte seine Mitwirkung im Vorfeld des fehlgeschlagenen Anschlags im Juni 1979 eingestanden. Nach Einschätzung führender Verfassungsschützer ist Beer, der als „kleiner Bruder“ des später tödlich verunglückten Wolfgang Beer in die Gruppe gekommen war, in der RAF immer ein „kleiner Soldat“ geblieben.

Silke Maier-Witt, die damals selbst auf dem Absprung von der RAF war, hatte sich nach einem mehrwöchigen Aufenthalt der Gruppe in einem Ausbildungslager in Jemen an der Ausspähung der Fahrtroute Haigs beteiligt. In Jemen war entschieden worden, Haig nicht, wie ursprünglich im Jahr 1978 geplant, zu entführen, sondern ihn zu töten. Nach dem Tod mehrerer Gruppenmitglieder, der Verhaftung von Stefan Wisniewski in Paris und der vorübergehenden Festnahme des Quartetts Sieglinde Hofmann, Brigitte Mohnhaupt, Rolf Clemens Wagner und Peter-Jürgen Boock in Belgrad hatte sich die Gruppe eine weitere Entführung wie im Fall des Arbeitgeberpräsidenten Schleyer nicht mehr zugetraut. Die RAF habe sich nach dem Debakel der Schleyer- Aktion, der auch in der Gruppe umstrittenen Entführung der Lufthansa- Maschine „Landshut“ nach Mogadischu und dem Tod der Stammheimer Gefangenen in einem desolaten Zustand befunden, sagte Silke Maier- Witt.

Nach dem Haig-Anschlag im Juni 1979 sei die Kasse der RAF leer gewesen, erklärte die Aussteigerin, die selbst noch auf ihr Verfahren wartet. Deshalb habe man beschlossen, eine Bank in der Schweiz zu überfallen. Dazu sei sie mit Beer „durch die Schweiz gezogen“. Bei dem Überfall in Zürich, an dem schließlich im November 1979 neben Henning Beer, Christian Klar, Rolf Clemens Wagner und Peter-Jürgen Boock beteiligt gewesen sein sollen, war im Verlauf einer Schießerei eine Passantin ums Leben gekommen. Beer ist deshalb auch wegen Mordes angeklagt. gero