Radikaler Tierschutz

Wenn die Amis Tiere schützen, dann aber richtig: Bezirksrichter William Dwyer entschied in Seattle, daß Holz aus fast 27.000 Hektar Staatsforst in Kalifornien, Oregon und Washington nicht verkauft werden darf. Der Richter schloß sich damit der Meinung von Tierschützern an, die ihm gesagt hatten, ein weiterer Holzeinschlag könnte den Lebensraum der nordamerikanischen gefleckten Eule gefährden. Vertreter der Holzindustrie spuckten Gift und Galle, jammerten und drohten, daß das Verbot des Holzeinschlags in staatlichen Waldungen Tausende von Arbeitern vor allem in kleineren Firmen um Lohn und Brot bringen würde. Genützt hat das alles nichts. Der Staatsforst gehört ab sofort allein den Eulen.

Ungewöhnliche Gäste, die mit Sicherheit die Rechnung schuldig bleiben werden, hat zur Zeit ein Luxushotel in Boston. Auf dem Balkon eines Penthouse, das gewöhnlich für 250 Dollar die Nacht vermietet wird, hat eine Spatzendame ihr Nest gebaut und bebrütet dort vier Eier. Nachdem das Gelege entdeckt worden war, hatte die Hotelleitung flugs reklameträchtige Tierliebe angeordnet und entschieden, das teure Zimmer nicht zu vermieten, bis die Spatzen flügge sind. Es kann Wochen dauern, bis die gefiederten Gäste ausziehen. So lange soll vor dem Zimmer 709 das Zeichen „Bitte nicht stören!“ hängen bleiben.

Carl Hulsey aus Locust Grove im US-Staat Georgia hatte seinen Ziegenbock „Snowball“ regelmäßig verprügelt. Vor zwei Wochen hatte die Ziege die Faxen dicke. Sie nahm Mr. Hulsey auf die Hörner und tötete ihn. Das lenkte natürlich den Zorn von Frau Hulsey auf den Bock. Sie erklärte, sie wolle den Witwenmacher schlachten lassen, sein Fleisch zunächst in die Kühltruhe packen und nach und nach aufessen. Tierschützer wurden hellhörig. Sie stoppten die Barbarei und sorgten dafür, daß die Killerziege in ein Heim für mißhandelte Tiere eingeliefert wurde. Aber so ganz traute man dem rabiaten Bock auch dort nicht. Zunächst einmal wurden Gummipfropfen auf seine 25 Zentimeter langen Hörner gesteckt. „Ich will ihn nicht von Menschen isolieren, das wäre ihm gegenüber nicht fair“, meinte die Leiterin des Heims, „aber bis ich seine Aggressivität im Griff habe, müssen die Pfropfen auf den Hörnern bleiben.“ Außerdem wird sie den Bock demnächst kastrieren. Wie es aussieht, hat sich Snowballs Lage nicht verbessert. Vielleicht hätte er selbst ja ein Grab in Mrs. Hulseys Kühltruhe vorgezogen. Karl Wegmann