Katholische Kirche gegen CDU

■ Streit um den Universitätsstandort Vechta eskaliert / Heute CDU-Kundgebung

In der Auseinandersetzung um die Zukunft des Universitätsstandorts Vechta hat die Katholische Kirche öffentlich der CDU die Leviten gelesen. In einer am Mittwoch in Vechta veröffentlichten Erklärung wirft der Vorstand des Pastoralrats für den Bezirk Oldenburg dem CDU- Landtagsabgeordneten Clemens- August Krapp (Vechta) Versäumnisse zu Zeiten der eigenen Regierungsverantwortung vor. Das Kirchengremium verwahrt sich auch dagegen, von Krapp „in Mißkredit“ gebracht zu werden.

Anlaß für die in ungewöhnlich scharfem Ton gehaltene Schelte ist ein Aufruf des Abgeordneten zu einer Kundgebung am heutigen Donnerstag in Vechta. Dabei soll in Anwesenheit des Vorsitzenden der CDU-Fraktion im Landtag, Jürgen Gansäuer, gegen eine Schließung der Uni-Abteilung in der Kreisstadt demonstriert werden. In dem an die Mitglieder im CDU-Kreisverband Vechta gerichteten Aufruf heißt es unter anderem, eine wichtige Rolle spiele „die Festigkeit der Kirche in dieser Frage“. Die Kirche habe sich immer auf die Bevölkerung des Oldenburger Münsterlandes verlassen können. „Genau so erwarten wir das konsequente Eintreten der Kirche in dieser schwerwiegenden Bedrohung unserer Universität“.

Der Leitung des Pastoralrats wertet die Aufforderung Krapps an die Kirche als „Affront“. Die Kirche habe jederzeit an der Ausbildung katholischer Lehrer in Vechta festgehalten und auf der Einlösung des Konkordats zwischen dem Land Niedersachsen und dem Heiligen Stuhl bestanden. Wenn Krapp es heute als „unsere Aufgabe“ ansehe, die Auflösung der Uni zu verhindern, müsse er sich fragen lassen, „wo er denn gestern war und was er als Mandatsträger der südoldenburgischen Bevölkerung im Landtag in mehr als einem Jahrzehnt CDU-Regierung zur Konsolidierung der Lehrerausbildung in Vechta beigetragen hat.“

Eine Absicherung der Uni Vechta durch einen konsequenten Ausbau während der CDU-Regierungszeit hätte nach Auffassung des Pastoralrats die Diskussion über eine Schließung nach dem Regierungswechsel überflüssig gemacht. Die von Krapp organisierte Kundgebung auf Kreisebene könne über politische Versäumnisse der Vergangenheit nicht hinwegtäuschen. Sie könne kaum mehr als eine „nachträgliche Alibiveranstaltung“ sein, heißt es in der Erklärung.

Der aus gewählten Priestern und Laien zusammengesetzte Pastoralrat ist das Beratungsgremium der Kirchenleitung. Es repräsentiert rund 264.000 Katholiken im Oldenburger Land. dpa