Elefant im Bürgerpark

■ Geschichtliche Ausstellung zum 125. Geburtstag in der Unteren Rathaushalle

Den BürgerInnen, denen es im Bürgerpark zu kalt und zu verregnet ist, bietet sich seit gestern eine wohltemperierte Alternative. Die Strümpfe bleiben trocken, die Schirme im Ständer: In der geschützten Unteren Rathaushalle stellt der Bürgerparkverein seinen 125jährigen Bürgerpark aus — „die einzige fast vollständig erhaltene Stadtparkanlage aus dem letzten Drittel des 19. Jahrhunderts“. Hainbuchen-Kübel und Rhododendron bringen Naturflair in die geweißten Wände, echte Parkbänke laden zum Verweilen, der Blick fällt auf Blumenrabatten und Geschichtlich- Kurioses, das liebevoll auf Schautafeln zusammengetragen ist:

Nicht zuletzt tausende auswärtige BesucherInnen eines „Bundesschießens“ machten die BremerInnen 1865 darauf aufmerksam, daß es in Bremen und umzu an Bäumen mangele und infolgedessen unangenehm „kahl“ und „karg“ ausschaue. Der erste Spatenstich erfolgte im gleichen Jahr auf Initiative zu Geld gekommener Bremer Herren, die sich als Vereins-Mäzene betätigten, die eine Kuh- und Pferdeweide in einen öffentlich zugänglichen Park umzumodeln ließen. 1866 engagierten sie als leitenden Park-Anleger Wilhelm Benque, mit dem sie hinfort im Streit um „Zentralanlagen“ und „Vogelkäfige“ lebten. Die Tagespresse schuf eine extra Kolumne „Bürgerpark“, um den Streithähnen Raum zu geben.

Die verschiedenen Park-Konzeptionen sind in der Ausstellung zu bewundern, genauso wie die galligen Streitschriften des Wilhelm Benque und die „Zukunftsbilder“ eines malenden Freundes.

Letzter hatte Benque unterstützt, indem er Benques gärtnerische Konzeptionen umgesetzt hatte in üppig-gefällige Landschaftsbilder. Ausgestellt sind ebenfalls Stiche, Postkarten und Fotografien einer längst vergangen Park-Welt: Der importierte Elefant im Tiergehege, die im Krieg zerstörten Pavillons — Bambushütten und indische Tempelchen —, der betriebsame Kaffee- und Konzertgarten am Hollersee, damals „Parkhaus“ genannt. Oder die von begüterten Damen gestifteten schmiedeeisernen Schnörkel-Brücken und Sandstein-Statuen.

Wem es nach all den papiernen Postkarten-Ansichten und gezüchteten Kübelpflanzen wieder nach feucht-lebendiger Park-Natur pur gelüsten sollte, für die beziehungsweise den bietet der Bürgerparkverein kundige Führungen an. Park-KennerInnen machen aufmerksam auf „modellierte Waldsäume“, auf „Sichtachsen“ von der „Meierei“ übers „Parkhotel“ zum Dom, deuten auf exotische „Solitärbäume“, auf „blühende Wiesen“ und auf „Park-Pilze“. Oder darauf, daß der „Eichenhain“ auf der Höhe der Polizeiwache beim Bepflanzen 105 Eichensorten umfaßte und das Naturverständnis weiterbilden sollte, aber hundert Jahre später an Reichtum gehörig eingebüßt hat. Der Bürgerpark — mehr als schöne Bäume. B.D.