USA spannen Tokio zur Exportförderung ein

■ Japan soll seinen Markt weiter öffnen/ Amerikaner sehen Durchbruch

Washington (ap/taz) — Um künftig amerikanische Exporte nach Japan zu fördern, werden die USA jetzt von der Regierung in Tokio unterstützt. In einem am Dienstag in Washington unterzeichneten Vertrag verpflichtete sich die japanische Regierung, in den nächsten fünf Jahren den Einsatz ausländischer Computerchips in Japan zu fördern. Außerdem versprach Tokio, amerikanische Firmen an der Ausschreibung von Bauprojekten stärker zu beteiligen.

Im Gegenzug sagte Washington die Aufhebung von Strafzöllen für japanische Elektronik-Erzeugnisse zu, die beispielsweise tragbare Bildschirmcomputer aus Japan um hundert Prozent verteuerten. Außerdem zog Washington seine Drohung zurück, japanische Baufirmen im Gegenzug den Zugang zum US-amerikanischen Markt zu verweigern. Japan, das seit Jahren unter einem chronischen Außenhandelsdefizit leidet, dürfte dem Abkommen nicht ohne amerikanischen Druck zugestimmt haben — zumal auch in Tokio die Furcht vor entsprechenden Gegenmaßnahmen zugenommen hat.

In scharfer Form hatten die westlichen Industrienationen immer wieder die Öffnung des japanischen Binnenmarkts für ausländische Erzeugnisse gefordert und den Japanern vorgeworfen, mit wildem Projektionismus ihren Markt hermetisch abzuriegeln. Das reichste Land der Welt hatte zwar seinen Handelsüberschuß im Wirtschaftsjahr 1990/91 geringfügig auf 69,5 Milliarden Dollar gesenkt, die von der Regierung verkündete massive Importkampagne blieb jedoch aus. Das geringe Plus resultierte zumeist aus günstigen Wechselkursverschiebungen und dem Einkauf einiger teurer Flugzeuge, Superrechner oder Gemälde. Im alltäglichen Wettbewerb aber, vor allem bei Autos, Elektronik und Optikausrüstungen, blieben die Japaner weiter überlegen. Die Amerikaner hatten es in der Vergangenheit weit schwerer als EG-Länder, auf dem japanischen Markt Fuß zu fassen. Die US-Regierung versuchte daher, in immer neuen Verhandlungsrunden die Grundbedingungen zu verbessern.

Von der US-Regierung werden beide Abkommen als Durchbruch gewertet. Sie würden die heimische Exporttätigkeit fördern und zum Abbau des Defizites im Japan-Handel beitragen, das 1990 41 Milliarden Dollar erreichte. Die amerikanischen Unterhändler erklärten, sie rechneten bis Ende 1992 mit einer Ausweitung des ausländischen Mikrochip-Marktanteils in Japan von derzeit gut 13 auf 20 Prozent. Der amerikanische Marktanteil liegt heute bei 12 Prozent. Das neue Mikrochip-Abkommen tritt an die Stelle eines 1986 geschlossenen Vertrages, in dem sich Japan bereits zu einer stärkeren Öffnung seines Elektronik-Marktes verpflichtet hatte. Die amerikanischen Unterhändler haben den Japanern vorgeworfen, den Weltmarkt mit Dumpingpreisen erobern zu wollen. Japan ist weltweit der größte Mikrochip-Hersteller. Der US-Anteil am Weltmarkt für Computerchips ist in den 80er Jahren von 57 auf 35 Prozent zurückgegangen, der japanische von 27 auf 50 Prozent gestiegen. Branchenbeobachter haben in letzter Zeit nur wenige Fälle von Preis-Dumping registriert, mit denen die ungeliebten Konkurrenten aus dem Markt gedrängt werden sollten. es