Schwarzer kuwaitischer Schnee über Kaschmir

Pune/Indien (taz) — Schwarzer, schmieriger Schnee rieselt auf das höchste Gebirge der Welt. Seit März dieses Jahres gehen Rußpartikel und Säurespuren, die von den noch immer brennenden Ölquellen am Persischen Golf stammen, über dem 5.000 Meter hohen Gund-Massiv nordöstlich des reizvollen Kaschmir-Tales in Nordindien nieder. Stellenweise ist der Hochgebirgsschnee fünf Zentimeter tief von einer schwarzen, klebrigen Substanz durchdrungen. Ein Forscherteam, das im Auftrag der Landesregierung von Jammu und Kaschmir die Berge im nördlichsten Zipfel Indiens bereiste, hat nun seinen Bericht vorgelegt, aus dem hervorgeht, daß mindestens 80.000 Hektar Wald im Quellgebiet des Sindh-Flusses von schwarzem Schnee und saurem Regen betroffen sind.

Einem Bericht der Tageszeitung 'The Independent‘ aus Bombay zufolge, hat der Leiter der Umweltexpedition, Dr.M.A. Kawoosa, die Landesregierung dringend ersucht, das Wasser des Sindh-Flusses auf Säureverunreinigungen zu untersuchen, bevor es in das Leitungsnetz von Srinagar, der Hauptstadt Kaschmirs, eingespeist wird. Inwieweit jedoch mehrere hundert Dörfer am Flußoberlauf und die Bergwälder vor den Langzeitwirkungen des sauren Schnees geschützt werden können, weiß auch Dr.Kawoosa nicht zu sagen. Indien besitzt keinerlei Erfahrungen mit derartigen Umweltproblemen.

Bisher sind unmittelbare Auswirkungen der neuen Umweltkatastrophe noch nicht bekannt. Mit der Schneeschmelze in den nächsten Monaten werden die Säurepartikel jedoch verstärkt in die Flüsse gespült werden. Auf längere Sicht könnten dadurch ganze Wälder absterben und Epidemien in der Bevölkerung ausbrechen. Dr.Kawoosa beziffert die direkten Umweltschäden auf 104 Milliarden US-Dollar. Die Frage ist jedoch, wer dafür aufkommen soll. „Das müssen die Vereinten Nationen entscheiden“, meint der renommierte Wissenschaftler. Rainer Hörig