Israel fliegt weiter Angriffe auf Südlibanon

■ Schwerstes Bombardement seit der Invasion Israels in Libanon im Jahre 1982/ PLO verfügt Generalmobilmachung in Libanon/ Israel fühlt sich von syrisch-libanesischem „Freundschaftsvertrag“ bedroht/ Libanesische Regierung ruft UN-Sicherheitsrat an

Jerusalem/Sidon (ap/afp/dpa) — Die israelische Luftwaffe hat auch gestern Stellungen palästinensischer und libanesischer Guerillas in Südlibanon angegriffen. Dabei wurden in einem Stützpunkt der „Volksfront für die Befreiung Palästinas—Generalkommando“ (PFLP—GC) bei Sidon nach Angaben der libanesischen Polizei drei Guerillas getötet und weitere neun verletzt. Insgesamt wurden bei den Luftangriffen während der letzten drei Tage nach Angaben der Behörden mindestens 22 Personen getötet und 82 verletzt. Unter den Verletzten sind laut Polizei zwölf kleine Kinder von drei bis fünf Jahren.

In einer Erklärung der israelischen Streitkräfte hieß es, bei dem Ziel habe es sich um einen „Ausgangspunkt für Angriffe auf Israel“ gehandelt. Über die Opfer machte das Militär keine Angaben.

Bei dem gestrigen Angriff schossen nach Angaben der libanesischen Polizei vier Düsenjäger sechs Raketen auf die Stellung der „Volksfront für die Befreiung Palästinas—Generalkommando“ ab, die im Bergland östlich der Hafenstadt Sidon liegt. Zwei weitere Raketen trafen einen Stützpunkt der Miliz einer libanesischen Linkspartei, der Syrischen Sozialen Nationalistischen Partei.

Bei den Angriffen während der letzten drei Tage, den bislang schwersten Bombenangriffen seit der israelischen Invasion im Libanon 1982, seien 30 israelische Jagdbomber beteiligt gewesen, die über 90 Raketen auf drei Munitionsdepots und zwei Fahrzeugparks abgeschossen hätten. Die Attacken erfolgten zwei Wochen nach der Unterzeichnung des von Israel abgelehnten libanesisch-syrischen Vertrags über militärische und politische Zusammenarbeit, der Syrien, das 40.000 Soldaten in Libanon stationiert hat, nach dem neuen Kooperationsabkommen nach Ansicht Israels in Libanon zuviel Einfluß gewähre. Weiter hieß es von israelischer Seite, die Palästinenserorganisationen und die proiranische libanesische Extremistengruppe Hisbollah hätten ihre Kräfte in Südlibanon verstärkt und gefährdeten dadurch die Sicherheit der israelischen Nordgrenze.

Aus Kreisen der radikalen Palästinenserorganisation Fatah/Revolutionärer Rat verlautete, die iraelische Armee und die von ihr unterstützte christliche Milizorganisation „Südlibanesische Armee“ (SLA) konzentrierten Panzer und Truppen in der von Israel mit Hilfe der SLA kontrollierten „Sicherheitszone“, die sich nördlich an die israelische Grenze anschließt. Bereits am Dienstag verfügte die PLO in Libanon die Generalmobilmachung in ihren Reihen und rief zu maximalen Vorkehrungen gegen eine erwartete israelische Großoffensive auf.

PLO-Chef Arafat appellierte an die internationalen Staatengemeinschaften, Israel zu stoppen. Die libanesische Regierung forderte den UN-Sicherheitsrat auf, „energische Maßnahmen“ gegen Israel zu ergreifen. Sie bezeichnete die israelischen Angriffe als eine Bedrohung der amerikanischen Bemühungen um eine Lösung des Nahostproblems. Ministerpräsident Omar Karami forderte die USA und andere Länder auf, ihre Waffenlieferungen an Israel einzustellen.