Polonaise senegalese

■ Yeah,yeah: Touré Kunda spielten auf der Breminale

Das Konzertprogramm der Berlinale begann mit einer Stimmungsband im besten Sinne des Wortes. Sogar eine Polonaise schlängelte sich durch das gedrängt tanzende oder wippende Publikum — ohne auch nur im mindesten peinlich zu wirken. Denn all die Tricks und Klischees, die uns bei europäischen Partykapellen schon längst anöden, wirken in der senegalesischen Ausführung noch frisch und unverbraucht. Welten liegen zwischen schunkelseligem Humtatta und dem funkigen Rhythmus der zehnköpfigen Band.

Den Kern bilden drei Sänger und Perkussionisten. Oft beginnen sie die Songs in der traditionellen Form des Djemba Dong, eines rituellen Tanzes, den die drei zum Teil auch auf der Bühne tanzen. Mit elektrischem Bass, Gitarre, Keyboard und Schlagzeug verändern die Stücke sich in Popsongs mit Reggae-und Funkgrooves. Posaune, Trompete und Saxophon setzen dann noch mit Bläsersätzen ein, die direkt aus den glorreichen Rockjazztagen herübergerettet sind.

Daß man vom gesungenen Text höchstens einzelne Worte wie „Afrika“ oder „Yeah“ versteht, trübt den Spaß nicht im geringsten: „Yeah, Yeah, Yeah, Yeah“ singen eben alle gern mit.

Die vielen Afrikaner unter den ZuhörerInnen versuchten, wie zuhause üblich, das Konzert zu feiern. Dabei scheiterten sie zuerst am ruppigen Saalordner, der einen auf die Bühne gekletterten Tänzer unsanft wieder herunterstieß. Nach lautem Buhen durfte aber immer mal wieder ein Afrikaner auf der Bühne ein kurzes Tanzsolo vorführen.

Das Publikum war begeistert, und Toure Kunda konnten sich nur vor endlosen Zugaben retten, indem sie die ZuhörerInnen zum Mitsingen aufforderten und sich dann von der Bühne schlichen. Willy Taub