Eurosport wieder im Kommen

■ Sendebetrieb in 22 Ländern wieder aufgenommen/ Bundespost will neuen Vertrag

Frankfurt/Bern (ap) — Das Kabelprogramm Eurosport hat seine unfreiwillige Sendepause beendet und überträgt europaweit zum Beispiel Tennis aus Paris. Doch in deutschen Wohnstuben bleibt der Kanal weiterhin schwarz. Seit Anfang Mai ist ein in weißer Schrift auf schwarzem Grund eingeblendeter Satz alles, was zu sehen ist: „Aus Gründen, die nicht in unserem Einflußbereich liegen, sind wir nicht länger in der Lage, das Programm Eurosport anzubieten.“ Gemeint ist damit das Verbot der EG-Kommission. Inzwischen jedoch versperren rein deutsche Vorschriften dem Programm noch den Weg vom Satelliten in das Kabelnetz.

Den Sesam-Öffne-Dich hält die Deutsche Bundespost Telekom in der Hand. Denn das Eurosport-Programm kann nicht mehr in den vom Sky Channel bereitgestellten Kanal eingespeist werden, nachdem die EG-Kommission die Zusammenarbeit mit dem australischen Medienriesen Rupert Murdoch aus Wettbewerbsgründen verboten hatte. Gebraucht wird deshalb ein neuer Kanal im deutschen Kabelnetz, für den die Eurosport-Veranstalter mit der Telekom einen Einspeisungsvertrag abschließen müßten. Zum Verhandlungsstand sagt Klaus Czerwinski von der Bundespost: „Wir haben beiderseits Interesse am Zustandekommen.“ Womöglich ist es damit noch nicht getan. Denn auch die Medienzentralen der Bundesländer haben zu entscheiden, was über Kabel in deutsche Wohnzimmer kommt. Im Fall Eurosport ist noch gar nicht ausgemacht, ob sie lediglich informiert werden müssen, weil sie ihre Zustimmung bereits für den Sky-Kanal gegeben hatten, oder ob sie die „Einspeisung erneut absegnen“ (Czerwinski) müssen. „Diese Rechtsfragen sind alle noch nicht geklärt“, ist etwa aus der Bayerischen Landeszentrale für Neue Medien zu hören.

Das Standbild für die deutschen Zuschauer wird vorläufig im doppelten Sinn schwarz gesendet, nämlich über Murdochs Sky-Kanal. Auf dem Satelliten ECSIIF1 hat Eurosport aber den gemeinsam genutzten Transponder verlassen und wird nun auf einer eigenen Frequenz und zusätzlich weiter über den Astra-Satelliten abgestrahlt. So ist das Programm in 22 Ländern zu empfangen.

Sein Überleben verdankt das Programm dem französischen Sender TF1, der den Platz von Sky Television in der Vereinbarung mit dem Eurosport-Konsortium eingenommen hat. Diese Gruppe besteht aus 39 Mitgliedern der Europäischen Rundfunk- und Fernsehunion (EBU), zumeist öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten. Sie gründeten Eurosport zum einen, um ihre Übertragungsrechte einlösen zu können, da die Sendezeit der eigenen Kanäle nicht ausreicht. Zum anderen wollten sie sich Übertragungsrechte nicht von der privaten Konkurrenz wegschnappen lassen. Über das Eurovisionssystem können EBU-Mitglieder Programme gegenseitig kostenlos übernehmen — ein Pfund, mit dem die öffentlich-rechtlichen Anstalten auf dem Markt wuchern konnten. Murdochs Sky Television übernahm als EBU-Partner das finanzielle Risiko des Eurosport-Kanals und stellte die technischen Übertragungswege zur Verfügung.

Bereits im Planungsstadium, zwei Jahre vor Unterzeichnung der EBU- Vereinbarung mit Sky Television, reichte der private englische Sportkanalbetreiber Screensport bei der EG-Kommission Beschwerde gegen die Zusammenarbeit ein und hatte damit Erfolg. Auch der in München ansässige Sportkanal, der sein Programm über den Astra-Satelliten in das deutsche Kabelnetz einspeist, beklagt, ihm sei von dem illegalen Eurosport-Unternehmen der Zugriff auf publikumsträchtige Sportereignisse verweigert worden.

Die neue Konstruktion von Eurosport können solche Vorwürfe nicht treffen. Denn der französische Fernsehsender TF1 ist EBU-Mitglied. Ob er auch längerfristig das Unternehmen finanzieren kann, läßt Eurosport-Sprecher Christen offen. Verhandlungen sollen mit der erst jüngst in Stuttgart gegründeten Sportrechtevermarktungsfirma International Event Marketing (IEM) im Gang sein, an der neben der hundertprozentigen Mercedes-Tochter Debis auch die Maran Film, eine hundertprozentige Tochter des Süddeutschen Rundfunks mit jeweils 25 Prozent beteiligt sind.

Direkt hinter diese Interessenten stellten sich bei Eurosport auch die ARD mit ihren neun öffentlich- rechtlichen Rundfunkanstalten und das ZDF an. Zur Erklärung hieß es: „Die ARD will durch einen Beitritt zum Programmkonsortium des Fernsehkanals Eurosport ihren Beitrag zur Weiterführung dieses wichtigen Projekts leisten.“ Hans Kimmel vom ZDF bezeichnet dessen Beitrittswunsch als „Liebeserklärung“. Denn bisher dürfen sich die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten nicht an ausländischen Programmen beteiligen, die Werbung auch in der Bundesrepublik ausstrahlen.