Gorbatschows Einladung offiziell

London (dpa/taz) — Nach wochenlangem Streit unter den Gastgebern darf Michail Gorbatschow nun endgültig am Katzentisch des Weltwirtschaftsgipfels Platz nehmen. Der britische Premierminister John Major wird den sowjetischen Präsidenten in den nächsten Tagen offiziell einladen. Vorbehalte gegen eine Teilnahme Gorbatschows am Gipel Mitte Juli waren vor allem immer wieder von der Bush-Administration gekommen, die sich von Moskau mehrfach bitten ließ. Bush hatte schließlich am Mittwoch grünes Licht gegeben.

In London legte man allerdings Wert auf die Feststellung, daß man im Klub der sieben reichsten Industrieländer letztlich unter sich bleiben will. „Aus dem G-7 wird kein G-8 werden“, erklärte ein britischer Regierungsbeamter. Folglich soll Gorbatschow nicht direkt an den Gipfelverhandlungen vom 14. bis zum 16. Juli teilnehmen, aber vor den Teilnehmern sprechen dürfen. Außerdem könne er die westlichen Politiker einzeln oder gemeinsam treffen, hieß es.

Ob bis dahin unter den sieben Gipfelteilnehmern Einigkeit über Art und Ausmaß der Hilfe an die Sowjetunion besteht, ist zu bezweifeln. Mit Geldzusagen, so war aus Londoner Regierungskreisen zu hören, könne Gorbatschow nicht rechnen.

Allerdings haben die USA inzwischen verlauten lassen, daß sie der Sowjetunion demnächst den handelspolitischen Meistbegünstigungsstatus einräumen und damit die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern erstmals nach dem zweiten Weltkrieg normalisieren werden.

Völlig unklar ist weiterhin der Termin des Gipfeltreffens zwischen Bush und Gorbatschow in Moskau. Während der US-Botschaft in Moskau bereits nachgesagt wurde, sie reserviere Hotelbetten für Ende Juni, wies ein US-Regierungsbeamter entsprechende Berichte zurück. Anläßlich des Moskauer Gipfels soll das Abkommen über die Verringerung strategischer Atomwaffen unterzeichnet werden, wobei nach amerikanischen Angaben noch einige Fragen offen sind. anb