Hausbesetzung in Bochumer City

Bochum (taz) — Mitten in der Bochumer Innenstadt gibt es seit gestern wieder ein besetztes Haus. Etwa zwei Dutzend junge Leute drangen in der Nacht zum Donnerstag in das seit Ende 1990 leerstehende städtische Gebäude ein. Es gehe ihnen darum, einen Raum zu finden, „in dem wir gemeinsam leben können“, heißt es in einem Flugblatt. Der Zeitpunkt der Besetzung wurde geschickt gewählt. Vom derzeit im Revier laufenden Kirchentag erhofft sich die Gruppe „eine breite Unterstützung“. Das besetzte Gebäude, im Jahre 1881 als Verwaltungsgebäude des Amtes Bochum errichtet, steht unter Denkmalschutz. Bis Ende letzten Jahres wurden in dem Gebäude Aussiedler untergebracht. Nach Darstellung der Stadt soll das Haus im Herbst 1991 saniert werden. Bis dahin, so Sprecher Gutzmer, diene das Gebäude als „Raumreserve“ für Flüchtlinge. Deren Wohnungsnot erscheine der Stadt „derzeit größer als die der Besetzer“. Nach der Sanierung wolle man das Haus wieder als Verwaltungsgebäude nutzen. Die Stadt werde den Komplex auf jeden Fall „wieder in Besitz nehmen“ und beabsichtige nicht, Gespräche mit den Besetzern zu führen, sagte Gutzmer der taz. Mit der Polizei werde derzeit über den Weg der Wiederinbesitznahme beraten. Ein Strafantrag sei noch nicht gestellt worden. Die BesetzerInnen, die schon gestern ein Café betrieben, möchten das Gebäude dagegen mieten. J.S.