Unabhängige Kraftbrühe

■ „Bremer Independent-Nacht“ auf der Breminale / Diktator vs. Kitchen

Eine Independent-Nacht gab es am Donnerstag auf der Breminale in der „Schleuse“, aber was ist independent? „Unabhängig“ wovon? Keine schlechte Frage, mußten auch die Musiker von The Kitchen beipflichten, die sich zum Interview im Breminale-taz-Zelt einfanden. Der erste Versuch einer Antwort: „Wir sind unabhängig von den Plattenfirmen und veröffentlichen nur auf einem Kassettenlabel“ Anlauf Nummer zwei: „Wenn wir einen Plattenvertrag angeboten bekämen, würden wir ihn natürlich annehmen“. Und: „Unsere Musik ist auch nicht an bestimmte Stilrichtungen gebunden, wir 'recyclen– sozusagen klangliche Fundstücke, die uns auffallen.“

Die Realität einer „Independent“-Live-Band ist grausamer. „The Kitchen“, im Publikum auch als „Das Kittchen“ verspottet, hatten wohl nicht mit der radikalen Abhängigkeit ihrer ZuhörerInnen von bereits vorgefaßten Idealtypen unabhängiger Musik gerechnet. Ausgerechnet zum Abschluß der Nacht mußte das Quartett mit ihren drei Gastmusikern auftreten, nachdem die Lokalmatadoren Party Diktator bereits abgeräumt hatten. Die Luft war raus, weil das Tempo der Küchenmusiker mit ihren Vorgängern nicht mithalten konnte und auch nicht wollte. Der hyper- technische Sound mit den Sequencers, Sampling-Maschinen und Band-Einspielungen, der vielleicht zu Beginn des Abends für sphärische Entspannung gesorgt hätte, stieß auf breite Ablehnung. Kein Wunder, daß die Musiker nach Bierschwällen Angst um ihre Geräte hatten, die ungeschützt auf der Bühne standen. Also machten sie Schluß.

Leidtragende des Abends waren auch die sieben Musiker der Bremer Formation Swim Two Birds , die zwar wohlarrangiertes Klanggut zwischen Rock und Jazz mit einem überragenden Basser Willi Hart darboten, aber als erste Gruppe vor noch spärlichem Auditorium auftreten mußten. Da hatten es die Geradeaus-Stürmer der Rockbranche, Johnny Panic schon leichter. Draußen war es bereits dunkel, genug Bier war durch die durstigen Kehlen der BesucherInnen geflossen, da war der Erfolg fast vorprogrammiert.

Richtig turbulent wurde es dann bei Party Diktator. Selbst die bemerkenswert schlechte Abmischung konnte die blendende Stimmung vor und auf der Bühne nicht verhindern. Mit gnadenlosem Druck trieben Baß und Schlagzeug die von intelligenten Breaks durchzogenen Gitarrenlinien voran. Die urwüchsige Kraftbrühe des Quartetts mußte The Kitchen dann allerdings auslöffeln. Scheiß Unabhängigkeit. Knorr J.F.