19:18 über die Weltmeisterinnen

■ Bundesrepublik siegt im Handball-Krimi / 6-Nationen-Cup ohne Zuschauer

Handballfest in Bremen: In einem bis auf die letzte Sekunde spannenden Spiel besiegten die Frauen der deutschen Nationalmannschaft die Hallenhandball-Weltmeisterinnen aus der UdSSR mit 19:18. Bis zur 59. Minute hatten die DHB-Frauen im zweiten Spiel des Bremer Sechs-Nationen Turniers sicher geführt, dann bekam die UdSSR noch einen Strafwurf zugesprochen: Doch Torfrau Andrea Stollek setzte ihrer Glanzleistung noch eins drauf und hielt mit Fußabwehr.

Vor nur wenigen hundert Zuschauern wurde das Spiel vor allem in der zweiten Halbzeit schnell und technisch brilliant. Die Bundesrepublik, die das 9:9 Unentschieden zur Halbzeit vor allem den fünf Toren ihrer Rückraumspielerin Silvia Schmitt verdankte, variierte im zweiten Durchgang im Angriff;

Abwechselnd spielten die Leverkusenerin Michaela Erler und die Lepzigerin Anja Krüger am Kreis, und der Druck aus dem Rückraum wurde mit den Außen Silke Fittinger und Klara Orban mehr auf die Flügel verlagert. Dadurch wurde die sowjetische Abwehr mehr auseinandergezogen, und die beiden Kreisläuferinnen konnten sich viel besser ins Spiel einbringen.

Wunderschöne Kombinationen waren da mitunter zu bewundern, als Cordula David nach einem schnellen Konter die Leipzigerin Kerstin Mühlner bediente und die aus der Drehung zum 16:14 traf, toll, wie dann im Gegenzug Marina Basanova im Alleingang mit einem zarten Lupfer Abwehr und Torfrau überlistete. Der gehaltende Sieben-Meter nach Ablauf der 60 Minuten (Strafwürfe müssen auch über die Spielzeit hinaus ausgeführt werden) bedeutete einen Einstand nach Maß für die Handballerinnnen und ihren Trainer Heinz Strauch, die mit diesem Sieg jetzt heißer Favourit für das Turnier geworden sind. Leicht dürfte es aber nicht werden, denn bereits vorgestern hatten Österreich und Süd-Korea in einem tollen Spiel mit einem 25:25 ihre Visitenkarten abgegeben, und auch Jugoslawien dürfte ein Auge auf die 15.000 Mark Siegprämie gewonnen haben, China werden nur Außenseiterchancen eingeräumt.

Die Süd-Koreanerinnen bewiesen im ersten Turnierspiel, daß sie ihre Goldmedaille in Seoul nicht nur wegen des Heimvorteils gewonnen hatten. Unglaublich sprunggewaltig setzten sich die kleinen Asiatinnen immer wieder gegen die österreichische Abwehr durch. Die Österreicherinnen gefielen durch ihre Kampfkraft und mannschaftliche Geschlossenheit. Die frühzeitige Verletzung der Rückraumspielerin Stanka Bozovic hatte die Frauen zunächst aus ihrem Spielrythmus geworfen.

Für die Organisatoren des Turniers ist die schlaffe Zuschauerzahl der ersten Spieltage eine große Enttäuschung. Walles Manager Eddi Birr, der zusammen mit Gerd Rach von der KSM- Marketing-Gesellschaft das Turnier für „mehrere hunderttausend Mark“ auf die Beine gestellt hat, hofft noch auf die Finaltage: „Die fehlenden Zuschauer sind symptomatisch für die Eröffnung.“ Birr hofft für das Endspiel am Sonntag auf 3.000 bis 3.500 Zuschauer, um auf die Kosten zu kommen. Für die KSM ist das Sechs-Nationen-Turnier eine Art Handball-Barometer. Hier wird gemessen, ob man für professionellen Spitzenhandball Sponsoren aquirieren und Zuschauer anlocken kann. mad